308 Die Kraniche des Ibykus.
„Seid mir gegrüßt, befrcundte Scharen,
die mir zur See Begleiter waren!
Zum guten Zeichen nehm ich euch;
mein Los, es ist dem cucrn gleich.
Von fernher kommen wir gezogen
und flehen um ein wirtlich Dach.
Sei uns der Gastliche gewogen,
der von dem Fremdling wehrt die Schmach!“
Und munter fördert er die Schritte
und sieht sich in des Waldes Mitte;
da sperren auf gedrangem Steg
zwei Mörder plötzlich seinen Weg.
Zum Kampfe muß er sich bereiten,
doch bald ermattet sinkt die Hand;
sic hat der Leier zarte Saiten,
doch nie des Bogens Kraft gespannt.
Er ruft die Menschen an, die Götter,
sein Flehen dringt zu keinem Retter;
wie weit er auch die Stimme schielet,
nichts Lebendes wird hier erblickt.
„So muß ich hier verlassen sterben,
auf fremdem Boden, unbeweint,
durch böser Buben Hand verderben,
wo auch kein Rächer mir erscheint!“
Und schwer getroffen sinkt er nieder;
da rauscht der Kraniche Gefieder;
er hört, schon kann er nicht mehr sehn,
die nahen Stimmen furchtbar krähn.
„Von euch, ihr Kraniche dort oben,
wenn keine andre Stimme spricht,
sei meines Mordes Klag’ erhoben!“
Er ruft cs, und sein Äuge bricht.
Der nackte Leichnam wird gefunden,
und bald, obgleich entstellt von Wunden,
erkennt der Gastfreund in Korinth
die Züge, die ihm teuer sind.