Contents: Das Königreich Sachsen und seine Fürsten

Moritz. 
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verweisend geäußert haben: „Moritz, Du thust, als wenn Dir ganz 
Sachsenland gerecht wäre." Moritz verließ um jene Zeit den Hof 
des Herzogs und wendete sich zu seinem Vetter, dem bald zu Torgau 
bald zu Weimar sich aufhaltenden Kurfürsten Johann Friedrich 
dem Großmüthigen. Hier, an dem Hofe des der Lehre Luther's 
aufrichtig ergebenen Kurfürsten, hatte Moritz Gelegenheit, die Urheber 
der Reformation persönlich kennen zu lernen und ward für deren Sache 
je mehr und mehr gewonnen. Der Kurfürst hielt seinen Pflegling 
wie sein eigenes Kind. Doch ward sein kühner Geist, der vielleicht 
jetzt schon die schwachen Seiten Johann Friedrich's, die er später 
zu dessen Nachtheil benutzte, wahrnahin, von Luther durchschaut. 
Denn als dieser eines Abends, wie es öfter zu geschehen pflegte, an 
der kurfürstlichen Tafel sich befand, und ihin der junge hoffnungsvolle 
Vetter des Kurfürsten mit der halblauten Frage vorgestellt ward, was 
er wohl von demselben halte; sagte Lurher, nachdem er den jungen 
Prinzen scharf angeblickt, im Tone der Besorgniß warnend zum Kur¬ 
fürsten: „Sehet wohl zu, gnädiger Herr, daß Ihr Euch in ihm nicht 
einen jungen Löwen erziehet!" Der Kurfürst crwiederte darauf in sei¬ 
ner gewöhnlichen Gutmütigkeit: „Nun, ich hoffe das Beste!" — Die 
Folgezeit sollte zeigen, daß sich wohl Johann Friedrick in seiner 
Hoffnung, nicht aber Luther in seinem Scharfblicke getäuscht hatte. 
Nachdem der letzte Sohn des Herzogs Georg (1539) gestor¬ 
ben war, glaubte dieser in Moritzens Verbindung mit der Wittwe 
des Verstorbenen das Mittel zu finden, ihn für sich zu gewin¬ 
nen. Katharina aber, die Mutter von Moritz, der inzwischen mit 
Philipp von Hessen persönlich bekannt geworden war, und uin diese 
Zeit in Frankfurt a. M. lebte, erblickte darin nichts als eine List 
Georg's und ermahnte ihren Sohn, der evangelischen Lehre treu zu 
bleiben. Der beabsichtigten Verbindung ihres Sohnes mit Agnes, einer 
Tochter Philipp's, waren indeß Heinrich wie Katharina entschie¬ 
den enigegen. Dessenungeachtet war Moritz zu Anfang des I. 1541 
wider Willen seiner Aeltern an den landgräflichen Hof gereist und 
hatte sich am 9. Jan. zu Marburg mit Agnes vermählt. Nach ge¬ 
schehener Aussöhnung übertrug Heinrich im August 1541 seinem 
Sohne Moritz, auf Wunsch mehrer Männer aus der Ritter- und 
Landschaft, einen bedeutenden Theil der Regierung, mit der Bestim¬ 
mung, daß Moritz mit seiner Gemahlin nach Dresden oder auch nach 
Meißen oder Pirna ziehen sollte. Während derselbe auf der Reise nach 
Hessen begriffen war, um seine Gemahlin herbeizuholen, starb, wie 
schon erwähnt, Vater Heinrich am 18. August 1541. 
Da im väterlichen Testamente es ausgesprochen war, daß alles 
Erbthum den beiden Söhnen Moritz und August gleichmäßig zu- 
sallen solle, nach der Verordnung des Stammvaters Albrecht aber 
der jüngere Sohn nur das Recht der einstigen Lehenfolge, der ältere 
dagegen ausschließlich den Besitz der ererbten Länder hatte, so pro- 
testirte Moritz, auf Rath seines Schwiegervaters, gegen das Testa¬ 
ment seines Vaters, und ließ es uneröffnet liegen, traf jedoch 
über einige Streitpunkte später einen Vergleich mit dem Bruder
	        
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