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haben ist, das hat eine Würde. Fleiß und Geschicklichkeit, Witz und
Einbildungskraft rc. haben einen Preis; die Sittlichkeit allein hat
Würde.
Grundgesetz. IV, 130.
Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich
als Princip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.
Achtung. IV, 189.
Föntenelle sagt: <Vor einem Bornehmcn bücke ich mich, aber
mein Geist bückt sich nicht.' Ich kann hinzusetzen: vor einem nie¬
drig gestellten, bürgerlich gemeinen Manne, an dem ich eine Recht¬
schaffenheit des Charakters in einem gewissen Maße, als ich mir von
mir selbst nicht bewußt bin, wahrnehme, bückt sich mein Geist, ich mag
wollen oder nicht und den Kops noch so hoch tragen, um ihn meinen
Borrang nicht übersehen zu lassen. Warum das? Achtung ist ein
Tribut, den wir dem Verdienste nicht verweigern können, wir
mögen wollen oder nicht; wir mögen allenfalls' äußerlich damit
zurückhalten, so können wir doch nicht verhüten, sie innerlich ru
empfinden.
Die Triebfeder. IV, 191 fg.
Achtung vor dem moralischen Gesetze in seiner feierlichen Ma¬
jestät ist die einzige und zugleich unbezweifelte moralische Triebfeder.
Es ist sehr schön, aus Liebe zu Menschen und theilnehmendem Wohl¬
wollen ihnen Gutes zu thun, oder aus Liebe zur Ordnung gerecht
zu sein; aber das ist noch die rechte moralische Triebfeder unseres
Verhaltens nicht. Wir stehen unter einer Disciplin der Vernunft,
deren eherne Stimme selbst den kühnsten Frevler zittern macht, wenn
sie, ohne auf sein Belieben auszuschauen, unbedingte Hochachtung
fordert vor dem heiligen Gesetze; und sie allein beugt uns auch vor
dem obersten Gebote: <Liebe Gott über alles und deinen Nächsten
als dich selbst,' während z. B. das Princip der eigenen Glückselig¬
keit lautet: Mebe dich selbst über alles, Gott aber und deinen Nächsten
um dein selbst willen.'
Selbsterkenntnis. V, 275.
^Erkenne dich selbst,' erforsche, ergründe dich selbst, prüfe
km Herz, ob es gut oder böse sei, ob die Quelle deiner Hand¬
lungen lauter oder unlauter sei! — das ist das erste Gebot aller
Pflichten gegen dich selbst. Diese Selbstprüfung, die in die schwer
zu ergründenden Tiefen oder den Abgrund des Herzens zu dringen
verlangt, und die dadurch zu erhaltende Selbsterkenntnis ist aller
menschlichen Weisheit Ansang. Nur die Höllenfahrt der Selbster¬
kenntnis bahnt den Weg zur Vergötterung.