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die Rede sein kann, in dem die Fenster fehlten, und in dem qualmende
Lampen das Licht des Tages ersetzen mußten. Aus den Kajüten
waren allerlei Gegenstände gerettet worden, die nun im Hause ihren
Platz fanden. Segel und Decken bildeten die Tapeten der Wände, an
denen Spiegel, Karten und Instrumente als Zierat hingen. Über
diesen prangten die Küchengeräte des Koches. Für Wärme sorgten
ein Ofen und der Kochherd; als Schlaf- und Sitzplatz, als Stuhl
und Sofa diente eine Pritsche. Alle diese Gegenstände beengten
den Raum sehr; und waren alle vierzehn Schiffbrüchigen versammelt,
so war er völlig vollgepfropft. Dann war der Aufenthalt natür—
lich ein höchst unbequemer; aber mit der Zeit gewöhnte man sich
wenigstens einigermaßen hieran.
Fern von allen Menschen, fern von jeder Rettung, trieb nun
die Scholle in südwestlicher Richtung weiter. Ergeben in ihr Schick—
sal, nur Gefahren vor Augen, sahen sie einen Tag wie den andern
vergehen, bis die Stürme und die Kälte des Winters Änderungen
hervorbrachten. Was Regelmäßigkeit, Wachtdienst, Verteilung der
Arbeit betraf, so wurde ganz die Ordnung wie auf dem Schiffe bei—
behalten. Nur zuweilen bot die Jagd eine Abwechselung; man erlegte
mehrere Seehunde und auch ein Walroß. Nahrung suchend, kamen
vom Lande Eisfüchse über die Schollen bis zum Hansahause, in dem
sie Beute wittern mochten; sie wurden erlegt. Auch die Eisbären
wurden herangelockt. Sechs von ihnen mußten ihr kühnes Beginnen
mit dem Tode bezahlen. Sie lieferten frisches Fleisch in die Koch—
töpfe und warme Decken für die erstarrten Glieder; denn die Kälte
hatte allmählich zugenommen. Im Durchschnitt betrug sie — 220R;
allein einigemal fiel die Temperatur auf 250; die höchste, bloß
während kurzer Dauer bemerkte Kälte war — 269R.
Das Treiben nach Süden, längs der Küste hin, die man bei
heller Witterung deutlich sah, ging unausgesetzt vor sich. Wohl hätte
man die Küste selbst, über die Scholle springend, erreichen können.
Aber was hätte man dort, wo kaum auf Eskimos zu hoffen war,
beginnen sollen? Unfehlbar wären am Lande die Hansamänner
alle erfroren und verhungert; denn ihre Geräte, ihre Lebensmittel
hätten sie nicht dort mit hinschleppen können.
So nahte die Weihnachtszeit heran, wo in der Heimat alles
Lust und Freude atmete, wo die Tannenbäume geschmückt wurden.
Gewiß dachte damals in Deutschland mancher an seine Lieben, die
er oben im hohen Norden wußte; aber noch sehnsüchtiger, so recht
aus dem tiefsten Grunde des Herzens heraus eilten die Gedanken
der schiffbrüchigen Hansamänner nach der Heimat. Aber für jene