Full text: [Teil 2 = 7. u. 8. Schulj, [Schülerbd.]] (Teil 2 = 7. u. 8. Schulj, [Schülerbd.])

Gesell, der Thüring Archimbald, und Eggo, sein Bruderssohn, wohl 
erfahren im Kriegsberuf der Römer. Sie stemmten das Knie im Boden 
fest, sie deckten den Leib mit dem Bodenschilde und wehrten als drei¬ 
fache Schildburg mit starrenden Speeren. Wieder brachen die Alamannen 
heran, die Schilde krachten im Hieb der Äxte, die Speere fuhren durch 
Rüstung und Leib, die Toten sanken in langen Reihen, und über die 
Leiber der Gefallenen drängte der Schwall, Schild an Schild und Brust 
gegen Brust, wie Kampf der Stiere im umhegten Pferch. Da schied sich 
das Schlachtglück von den Alamannen, sie fuhren rückwärts, ihnen graute 
vor dem Haufen der sterbenden Genossen. Die Sonne sank, und das 
Kriegsheil schwand. Die gelösten Scharen wälzten sich flüchtig zum 
Ufer des Stromes, und hinter ihnen her stürmten mit Messer und Speer 
die Römer wie die Meute hinter dem Hirsche; in den Rhein hinab sprang 
das flüchtige Volk; die Sieger am Ufer mit lautem Geschrei warfen die 
Speere in ein wildes Gewühl von Männern und Rossen, von toten Leibern 
und ertrinkenden Helden. Der Nix des Stromes zog die Krallenhände 
umher und zog die Helden zur Tiefe in seine Behausung." 
Der Sänger hielt an, ein lautes Stöhnen ging durch die Ver¬ 
sammlung. 
Dann fuhr Volkmar fort, indem er die Trauer klage mit kräftiger 
Weise vertauschte: „Der Cäsar trat an den Uferrand und sah lachend 
hinab in der Männer Not. Er rief seinem Bannerträger, der den Drachen 
trug, das rote Scheusal aus Purpur gewirkt, darin ein Gott der Römer 
gefügt hat den Siegesglauben, den Tod der Feinde: „Lass schweben den 
Drachen über der Flut, dass er seine Zähne zeige und die flammende 
Zunge dem sterbenden Volke. In der Luft hoch fliegt er gegen die 
Himmelshalle der Toten; wenn sie aufsteigen auf der Wolkenbrücke, so 
weist er die Zähne; der Römerdrachen hemmt ihnen die Reise, dass sie 
abwärts fahren, den Weg der Fische, hinab in das Dunkel zu Helas Thor.“ 
Da rächte den Hohn der letzte Held, der mit den Waffen die Römer 
bestand, Ingo, Ingberts Sohn von Vandalenland, der Königssohn aus 
Göttergeschlechte. Er hatte gekämpft an König Athanarichs Achsel, 
voran im Kampfe, ein Schrecken der Römer. Da das Schlachtenglück 
sich wendete, schritt er zurück mit seinem Gesinde, das ihm folgte auf 
dem Kriegspfade von Land zu Land; langsam und zornig wie ein brum¬ 
mender Bär wich er zum Ufer, wo am Fusse des Felsens die Kähne 
lagen. Dort trieb er zusammen die Frauen des Heeres, die Schicksals- 
verkünderinnen, die Blutbesprecherinnen, und zwang sie zur Abfahrt, 
dass die heiligen Mütter dem Schwerte der Römer entrannen. Auch den 
Sänger drängte er hinab in den Kahn, und er selbst umschanzte hoch¬ 
herzigen Sinnes die Stelle der Abfahrt mit Waffe und Leib. Gelöst war 
das Leitseil, die Kähne schwebten, umschwirrt von den Speeren der Römer, 
auf grüner Flut; die Feinde drängten, und mühsam kämpfte die Schar 
am Fusse des Felsens den letzten Kampf. Da schaute der Held auf 
dem Steine über seinem Haupte den Drachen des Cäsar, den grimmigen 
Wurm, und im Sprunge durchbrach er die Wachen des Römers; er
	        
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