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auch da nichts finden, denn Sauerstoff ist ein geruchloses Gas. Er würde
die Zunge hineinstecken, um daran etwas zu schmecken, aber auch da nicht
die Spur entdecken, denn Sauerstoff ist auch ein geschmackloses Gas.
Aber der Unkundige wird staunen, wenn er durch einige Versuche erst
sehen wird, was mit diesem Sauerstoffe geschehen kann. Wir wollen ein
paar Versuche damit anstellen.
Man nimmt ein Stückchen Holzkohle und steckt's auf einen Draht, zündet
es an, daß es ein wenig glimmt, und steckt es so in die Flasche mit Sauer¬
stoff. Sofort sieht man, wie die Kohle mit wunderbar lebhafter Flamme
darin zu brennen anfängt. Zieht man's schnell hervor, so glimmt's wieder
nur, steckt man's wieder hinein, so flackert's wieder lebhaft auf, bis die
Kohle ganz und gar verzehrt ist. In der Flasche muß also etwas anderes
sein als gewöhnliche Luft.
Wie aber, wenn man viel Kohle zu diesem Versuche nimmt? Wird
sie immerfort so schön verbrennen? Dies wird nicht der Fall sein. Es wird
nur eine bestimmte Masse von Holzkohle in der Flasche verbrennen, und
dann ist es aus; denn es ist kein Sauerstoff mehr in der Flasche. Wo aber,
muß der Unkundige fragen, ist der Sauerstoff geblieben? Und wo ist eigent¬
lich die Kohle geblieben, die darin rein aufgebrannt? Und endlich, was
ist denn jetzt in der Flasche?
Der Kundige antwortet darauf: „Der Sauerstoff ist nicht verschwunden,
und die Kohle ist nicht verschwunden, sondern beides ist noch immer in der
Flasche, und zwar ist jetzt in der Flasche eine neue Luftart, die man Kohlen¬
säure nennt. Diese Luftart besteht aus Kohlen- und Sauerstoff, die sich
chemisch verbunden haben."
Gewiß wird der Unkundige hierüber staunen und über das, was man
eine chemische Verbindung nennt, eine Aufklärung haben wollen; denn das
muß doch ein ganz eigentümlich Ding sein, wenn es schwarze, rußige Kohle
mit einer klaren, durchsichtigen Luftart, wie der Sauerstoff, so durcheinander
arbeiten kann, daß aus beiden zusammen eine neue Luft wird, die gar nicht
ein bißchen rußig ist.
Also: Was ist eine chemische Verbindung? — Fast alle Dinge,
die man im gewöhnlichen Leben oder in der Natur zu Gesicht bekommt, sind
nicht einfache Stoffe, sondern sie sind zusammengesetzt aus verschiedenen
Stoffen. Nur einzelne Metalle, wie Gold, Silber, Kupfer, Eisen, Blei,
Zink u. s. w. sind einfache Stoffe, Elemente, und kommen im gewöhn¬
lichen Leben vor. Die Chemie hat sich aber die Aufgabe gestellt, heraus¬
zubringen, aus wie vielen einzelnen Stoffen die Welt besteht, und hat zn
diesem Zwecke alles, was nur zu haben ist, der Untersuchung unterworfen-
Bei dieser Untersuchung fand sich dann, daß die vielen Millionen Dinge,
die auf der Erde vorhanden sind, nur aus einigen sechzig einfachen Stoffen,
die in verschiedener Weise miteinander verbunden sind, die verschiedensten
Dinge in der Welt bilden.
Wer in aller Welt würde glauben, daß z. B. Kochsalz aus zwei
Dingen besteht, von denen das eine ein Metall und das andere eine giftige
Luftart ist; und doch ist es so. Das Metall heißt Natrium und die