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19. Roland kaum seinen Augen glaubt',
als nicht mehr war zu schauen
die linke Hand, dazu das Haupt,
so er ihm abgehauen;
nicht mehr des Riesen Schwert und Speer,
auch nicht sein Schild und Harnisch mehr,
nur Rumpf und blut'ge Glieder.
20. Milon besah den großen Rumpf:
„Was ist das für 'ne Leiche?
Man sieht noch am zerhau'nen Stumpf,
wie mächtig war die Eiche.
Das ist der Riese, frag' ich mehr?
Verschlafen hab' ich Sieg und Ehr',
drum muß ich ewig trauern!" —
21. Zu Aachen vor dem Schlosse stund
der König Karl gar bange:
„Sind meine Helden wohl gesund?
Sie weilen allzulange.
Doch seh' ich recht, auf Königswort,
so reitet Herzog Haimon dort,
des Riesen Haupt am Speere."
22. Herr Haimon ritt in trübem Mut,
und mit gesenktem Spieße
legt er das Haupt, besprengt mit Blut,
dem König vor die Füße:
„Ich fand den Kopf im wilden Hag,
und fünfzig Schritte weiter lag
des Riesen Rumpf am Boden."
23. Bald auch der Erzbischof Turpin
den Ricsenhandschuh brachte,
die ungefüge Hand noch drin,
er zog sie aus und lachte:
„Das ist ein schön Reliquienstück;
ich bring' es aus dem Wald zurück,
fand es schon zugehauen."
24. Der Herzog Naims von Bayerland
kam mit des Riesen Stange:
„Schaut an, was ich im Walde fand,
ein Waffen stark und lange!
Wohl schwitz' ich von dem schweren Druck;
hei! bayrisch Bier, ein guter Schluck,
sollt' mir gar köstlich munden!"
25. Graf Richard kam zu Fuß daher,
ging neben seinem Pferde,
das trug des Riesen schwere Wehr,
den Harnisch samt dem Schwerte:
„Wer suchen will im wilden Tann,
manch' Waffenstück noch finden kann,
ist mir zu viel gewesen."
26. Der Graf Garin that ferne schon
den Schild des Riesen schwingen.
„Der hat den Schild, das ist die Krön',
der wird das Kleinod bringen!"
„Den Schild hab' ich, ihr lieben Herr'n!
Das Kleinod hätt' ich gar zu gern,
doch das ist ausgebrochen."
27. Zuletzt thät man Herrn Milon seh'n,
der nach dem Schlosse lenkte,
er ließ das Rößlein langsam geh'n,
das Haupt er traurig senkte.
Roland ging hinterm Vater her
und trug ihm feinen starken Speer
zusamt dem festen Schilde.
28. Doch wie sie kamen vor das Schloß
und zu den Herr'n geritten,
macht' er von Vaters Schilde los
den Zierat in der Mitten!
Das Riesenkleinod setzt' er ein,
das gab so wunderklaren Schein
als wie die liebe Sonne.
29. Und als nun diese helle Glut
im Schilde Milons brannte,
da rief der König frohgemut:
„Heil Milon von Anglante!
Der hat den Riesen übermannt,
ihm abgeschlagen Haupt und Hand,
das Kleinod ihm entrissen!"
30. Herr Milon hatte sich gewandt,
sah staunend all' die Helle:
„Roland, sag' an, du junger Fant!
wer gab dir das, Geselle?"
„„Um Gott, Herr Vater, zürnt mir nicht,
daß ich erschlug den groben Wicht,
derweil Ihr eben schliefet.""
Uhland.
11. Heinrichs 1. Bestrebungen zur Wehrhastmachung
seines Volkes.
Jahr auf Jahr wiederholten sich die Einfälle der Ungarn, und das
Land seufzte schwer unter der Last ihrer Verwüstungen. Auch unter Hein¬
richs Führung wurden die Deutschen von ihnen geschlagen, und zwar so sehr,
daß eine der Chroniken des sächsischen Königsgeschlechtes sagt, sie lvolle nicht
durch Wiedererzählung des Unglücks dasselbe erneuern. Als die Ungarn 924