Full text: Deutsches Lesebuch ([Teil 3, [Schülerbd.]])

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so horchet und folget ihm pünktlich! 
Und liegt auch das Zünglein in peinlicher Hut, 
verplaudern ist schädlich, verschweigen ist gut; 
dann füllt sich das Bier in den Krügen. 
Johann Wolfgang Goethe» 
6. Das Riesenspielzeug. 
Burg Niedeck ist im Elsaß der Sage wohlbekannt, 
die Höhe, wo vorzeiten die Burg der Riesen stand. 
Sie selbst ist nun verfallen, die Stätte wüst und leer;: 
du fragest nach den Riesen, du findest sie nicht mehr» 
Einst kam das Riesenfräulein aus jener Burg hervor, 
erging sich sonder Wartung und spielend vor dem Tor 
und stieg hinab den Abhang bis in das Tal hinein, 
neugierig zu erkunden, wie’s unten möchte sein. 
Mit wen’gen raschen Schritten durchkreuzte sie den Wald,., 
erreichte gegen Haslach das Land der Menschen bald,, 
und Städte dort und Dörfer und das bestellte Feld 
erschienen ihren Augen gar eine fremde Welt. 
Wie jetzt zu ihren Füßen sie spähend niederschaut, 
bemerkt sie einen Bauer, der seinen Acker baut. 
Es kriecht das kleine Wesen einher so sonderbar; 
es glitzert in der Sonne der Pflug so blank und klar. 
* Ei, artig Spielding!“ ruft sie, „das nehm’ ich mit nach Haus.“ 
Sie knieet nieder, spreitet behend ihr Tüchlein aus 
und feget mit den Händen, was da sich alles regt, 
zuhaufen in das Tüchlein, das sie zusammenschlägt, 
und eilt mit freud’gen Sprüngen — man weiß, wie 
Kinder sind — 
zur Burg hinan und suchet den Vater auf geschwind: 
„Ei, Vater, lieber Vaterr ein Spielding wunderschön! 
So allerliebstes sah ich noch nie auf unsern Höh’n.“ 
Der Alte saß am Tische und trank den kühlen Wein.. 
Er schaut sie an behaglich, er fragt das Töchterlein:
	        
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