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lOl. Trost.
Friedrich de la Motte Fouqud.
[Zuerst in:] Frauentaschenbuch für das Jahr 1816 von Friedrich
delaMotte-Fouquö. Nürnberg. S. 187.
1. Wenn alles eben käme,
wie du gewollt es hast,
und Gott dir gar nichts nähme
und gäb' dir keine Last,
wie wär's da um dein Sterben,
du Menschenkind, bestellt?
Du müßtest fast verderben,
so lieb wär' dir die Welt.
2. Nun fällt — eins nach dem andern —
manch süßes Band dir ab,
und heiter kannst du wandern
gen Himmel durch das Grab.
Dein Zagen ist gebrochen,
und deine Seele hofft; —
dies ward schon oft gesprochen,
doch spricht man's nie zu oft.
102. Wlücher.')
.August Varnhagen von Ense.*
Biographische Denkmale. III. Teil. (Fürst Blücher von Wahlstatt.) 3. Auslage.
Leipzig. 1872. 8. 345. (1. Auflage. Berlin. 1826.)
1. Blücher war von großer schlanker Gestalt, von wohlgebildeten
starken Gliedern. Das Alter weniger als Krankheitsleiden gaben ihm
zuletzt eine vorwärts gebeugte Haltung. Doch sein Haupt erhob sich in
aller Schönheit, welche das Alter, das so viele nimmt, noch verleiht.
Ein herrlicher Schädel, nur noch spärlich bedeckt von grauen Haaren,
eine prächtige Stirn, eine starke, gekrümmte Nase, scharfe, heftig rollende
und doch im Grunde sanft blickende, hellblaue Augen, dunkel gerötete
Wangen, ein feiner, aber vom starken, herabhängenden Schnurrbart fast
überschatteter Mund, ein wohlgeformtes starkes Kinn, alles dies stimmte
zu einem tüchtigen Menschenantlitz überein, dessen ausgearbeitete Züge
sogleich einen bedeutenden Charakter erkennen ließen. Sein ganzes
Ansehen trug das Gepräge eines Kriegshelden, eines gebietenden, wie
eines vollstreckenden. Mut und Kühnheit leuchteten aus seinem ganzen
Wesen hervor, von dem Ausdruck eines tiefen inneren Gleichmuts, einer
persönlichen Unbekümmertheit begleitet, die ihm auch wirklich unter allen
Umständen eigen blieb. Seine Sprache war rauh und dumpf, wegen
Mangels der Zähne etwas lispelnd, im Zorn überaus hart, in gewöhn¬
licher Rede mild und traulich.
ft Gebhard Lebrecht von Blücher (Fürst von Wahlstatt), der
volkstümlichste Held des deutschen Befreiungskrieges, geb. 16. Dezember 1742
zu Rostock, gest. 12. September 1819 zu Krieblowitz. Sein Grab befindet
sich an der Straße von Krieblowitz (Kreis Breslau) bei den drei Linden.