Mein Haupt, von Schnee befallen,1)
10. neigt zur Kühe sich hin, —
wenn sie aber vergessen,
daß ich der König bin,
der König vom alten Preußen,
dicht von Lorbeer umlaubt,
15. dazu in deutschen Landen
das allerobriste Haupt,
dann zieh’ ich noch einmal den Degen,
den Degen vom großen Fritz* 2),
und schleudere ihnen entgegen
20. den alten Schlachtenblitz!
Und zieh’ ich aus den Degen,
Parole3) soll Roßbach4) sein,
und Gott gibt seinen Segen
wie an der Katzbach6) drein!“
121. Abschied von den Bergen.
Rudolf Raumbach.
Wanderlieder aus den Alpen. Mit Randzeichnungen von Johann Stauffacher
Leipzig. 1883. Ohne Seitenzahlen.
1. Zum letztenmal steh’ ich auf felsiger Wand,
zum letztenmal seh' ich hinaus in das Land.
Du zackige Schneide, du lachender See,
ich wandre, ich scheide und rufe ade!
2. Ihr schwarzgrünen Wälder, du tosender Fall,
ihr eisigen Felder mit steinigem Wall,
ihr Riesen, im Kleide von schimmerndem Schnee,
ich wandre, ich scheide und rufe ade!
■' 3. Ihr Lüfte, ihr weichen, du brausender Föhn,
ihr flammenden Zeichen aus nächtlichen Höhn,
du frohes Gejaide3) auf Gemse und Reh,
ich wandre, ich scheide und rufe ade!
x) König Wilhelm (1797—1888) stand damals im 74. Lebens¬
jahre. — 2) Friedrich II., der Große, König von Preußen,
geb. am 24. Januar 1712, bestieg am 81. Mai 1740 den Thron und
starb am 17. August 1786. Er war der größte Feldherr und Staats¬
mann seiner Zeit. — 3) Parole, das Feldgeschrei, das Losungswort,
woran sich Posten und Wachen erkennen. — 4) Roßbach, ein Dorf
im Regbz. Merseburg. Sieg Friedrichs des Großen bei Roßbach am
5. November 1757. — 5) Die Katzbach, ein linksseitiger Nebenfluß
der Oder. Sieg Blüchers über die Franzosen unter Macdonald an
der Katzbach am 26. August 1813. — 6) Das Gejaide, die Jagd.