Full text: [Teil 3, [Schülerbd.]] (Teil 3, [Schülerbd.])

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sich bald an diesen gewöhnt und unbekümmert seinen Geschäften 
nachgeht. Darum ist er aber auch gar leicht zu fangen 
und zu überlisten, und sein Vertrauen, nur zu oft schändlich 
gemißbraucht, treibt ihn dem grausamen Vogelfänger in die 
Hände. Neben seinem Neste haben wir die beste Gelegenheit, 
seinen außerordentlichen Nutzen für den Naturhaushalt zu 
ermessen. Zehn bis zwölf nimmersatte Kleinen sperren von 
früh bis spät unaufhörlich die Schnäbel auf, und die beiden 
Alten sind eiligst und rastlos beschäftigt, diese immer von 
neuem zu füllen mit Raupen und Blattläusen, mit Fliegen, 
Mücken usw. Und kaum ist die erste Brut erzogen und ver¬ 
mag selbst für sich zu sorgen, da beginnen sie bereits mit 
den Vorbereitungen für die zweite. 
6. Wie wohlthätig hat die große Mutter Natur sogar in 
diesen kleinen Vögelchen für die Regelung und das Gleich¬ 
gewicht ihres Haushalts gesorgt! Nicht bloß dadurch ist der 
Zaunkönig wichtig, daß er zu den wenigen kerbtierfressenden 
Vögeln gehört, welche auch den Winter über bei uns bleiben 
und rastlos thätig sind, nicht bloß dadurch, daß er mit seinem 
Schnäbelchen die Kerbtierbruten überall zu finden weiß, sondern 
die Natur läßt ihn sich auch in außergewöhnlicher Anzahl 
alljährlich vermehren. 
7. Zum Dank für seinen Nutzen und die Freude, die er 
uns zu bereiten vermag, hat der Zaunkönig aber auch das 
Glück (welches leider noch bei weitem nicht allen nützlichen 
Vögeln zu teil wird), daß alle Welt ihn kennt, liebt und 
beschützt. Der Volksmund macht sich mit ihm, dem „Schnee¬ 
könig“, viel zu schaffen, besingt ihn in Liedern und macht 
ihn zum Helden gar artiger Märchen. 
8. Ein stolzer kleiner König ist er auch wirklich in seinem 
ganzen Wesen. Seht nur, wie er so keck und trotzig daher 
hüpft, wie er, fast dem Puthahn gleich, das Schwänzchen aus¬ 
breitet und sich aufbläht, wenn er sein klingendes Winter¬ 
liedchen beginnt! Seiner gar zu kleinen Gestalt wegen erscheint 
er uns freilich stets nur drollig, sonst könnten wir ihm eine 
gewisse hohe Königswürde nimmer absprechen, zumal seine 
schönen klugen Augen dem entschieden widersprechen, daß 
sein Stolz (wie sonst nur zu häufig) auch mit Dummheit 
gepaart sei. Einen -höchst komischen Eindruck macht aber 
sein Zorn, von dem uns der Volksmund ein Stücklein erzählt. 
9. „Petz, der freche, träge Bär, hatte unsern kleinen 
König gekränkt und in seiner Würde beleidigt. Anfangs 
achtete Seine Hoheit gar nicht auf das Beginnen des plumpen. 
Doch jener trieb’s zu arg, und als er im Ernst zur Ordnung 
gerufen wurde, that er es, nach störrischer Art, erst recht. 
Nun aber geriet unser Freund in seinen allerhöchsten Zorn; 
mit einem Satze flog er dem Bären auf den Kopf, trampelte 
dort in fürchterlicher Wut umher und rief: Wenn ich böse 
werde, tret’ ich dich mit Füßen!“ —
	        
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