Full text: Bilder aus der alten Geschichte (H. 2 = Kl. 4)

Attikas Not. 
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möglich. Das Land streckt sich weit in die See hinein; darum wurden seine Be¬ 
wohner ftüh mit dem Meere vertraut. Seehandel und allerlei bürgerliches Ge. 
werbe bildeten nach und nach die wichtigste Nahrungsquelle der gthener. 
auch die Verwaltung des Staatswesens wurde mit der Zeit völlig umgewandelt. 
Ursprünglich bestand auch hier das Königtum, allmählich aber wurde es ganz 
aufgehoben. 
(Eine Sage erzählt, wie das gekommen sei: Die Dorer waren während ihrer Wanderung 
in das Land eingedrungen, um die Athener zu bezwingen. Beide feindlichen Stämme be¬ 
fragten das Orakel zu Delphi, wie der langwierige Krieg enden würde. Beide erhielten 
sie zur Hntroort: „Derjenige Stamm wird siegen, dessen König im Kampfe den Tod findet." 
Der König von Athen hieß Kobros; er beschloß sich zu opfern, um den Athenern den 
Sieg zuzuwenden. Als Bauer verkleidet, ging er in das feindliche Lager, reizte mehrere 
Dorer zum Streit und wurde erschlagen. Run erkannten die Dorer, wen sie getötet hatten. 
Sie wurden entmutigt und gaben den weiteren Kampf aus. Doch die Athener sprachen. 
,,Ketn Mensch ist würdig, nach dem edlen Kodros über Athen zu regieren. Sie wählten 
seitdem keinen König mehr. 
Die Hot des Volkes. Die Bewohner von attifa waren Brüder eines einzigen 
Stammes, (vgl. damit die Zustände in Sparta!) Dennoch entstand unter ihnen große 
Ungleichheit. (Es bildete sich ein vornehmer adelsstand; dieser besaß den größten 
Teil des ackerlandes. Nach der abschaffung des Königtum bekam er auch die 
Herrschaft des Staates in seine Hand. — Bürger- und Bauernstand hatten an 
der Verwaltung des Staates keinen anteil. Sie waren aber nicht bloß ohne Rechte, 
auch sonst wurde ihre Lage immer unerträglicher. Sie mußten eine große Steuerlast 
tragen und gerieten in Schulden. Ihre Gläubiger aber waren die adligen. Dazu 
hatten diese ein überaus hartes Schuldgesetz eingeführt. Konnte der Schuldner 
bas Darlehen nicht rechtzeitig zurückzahlen, so verfiel sein Besitztum dem Gläubiger. 
3a dieser konnte sogar den Schuldner selbst samt Weib und Kind als Sklaven ins 
ausländ verkaufen. (Denke an das Gleichnis vom Schalksknechte!) 
Besonders traurig war die Lage der Bauern. Durch ihre Schulden gerieten 
sie ganz in die Gewalt des adels. wer ein verpfändetes Bauerngut aus der Hand 
eines adligen Gläubigers übernahm, der mußte sich auch zu schweren Diensten und 
abgaben verpflichten, (vgl. die (Erbuntertänigkeit in Preußen!) Die meisten Bürger 
und Bauern von athen waren nicht bloß rechtlos, sondern wurden auch unfrei. 
Die Herrschaft des adels lastete auf ihnen fast ebenso drückend, wie die 
der Spartiaten auf den periöken und Heloten. 
Zu der inneren Zerrüttung kam äußere Bedrängnis. (Ein feindlicher Nach¬ 
barstaat (TtTegara) entriß den athenern die vor dem Hafen gelegene Insel Salamis 
und lähmte von hier aus ihren Handel, athen meinte unter dem fluche der 
Götter zu stehen; es hielt sich für verloren. 
b) Solon, der große Gesetzgeber. 
Dar Werk Zolonr. Schuldentilgung und Bauernbefreiung. Da wurde ein 
weiser und gerechter TTTann der Retter seines Vaterlandes; es war Solon. (Er 
verstand es, in seinen Mitbürgern zuallererst wieder Selbstvertrauen zu wecken.
	        
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