Attikas Not.
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möglich. Das Land streckt sich weit in die See hinein; darum wurden seine Be¬
wohner ftüh mit dem Meere vertraut. Seehandel und allerlei bürgerliches Ge.
werbe bildeten nach und nach die wichtigste Nahrungsquelle der gthener.
auch die Verwaltung des Staatswesens wurde mit der Zeit völlig umgewandelt.
Ursprünglich bestand auch hier das Königtum, allmählich aber wurde es ganz
aufgehoben.
(Eine Sage erzählt, wie das gekommen sei: Die Dorer waren während ihrer Wanderung
in das Land eingedrungen, um die Athener zu bezwingen. Beide feindlichen Stämme be¬
fragten das Orakel zu Delphi, wie der langwierige Krieg enden würde. Beide erhielten
sie zur Hntroort: „Derjenige Stamm wird siegen, dessen König im Kampfe den Tod findet."
Der König von Athen hieß Kobros; er beschloß sich zu opfern, um den Athenern den
Sieg zuzuwenden. Als Bauer verkleidet, ging er in das feindliche Lager, reizte mehrere
Dorer zum Streit und wurde erschlagen. Run erkannten die Dorer, wen sie getötet hatten.
Sie wurden entmutigt und gaben den weiteren Kampf aus. Doch die Athener sprachen.
,,Ketn Mensch ist würdig, nach dem edlen Kodros über Athen zu regieren. Sie wählten
seitdem keinen König mehr.
Die Hot des Volkes. Die Bewohner von attifa waren Brüder eines einzigen
Stammes, (vgl. damit die Zustände in Sparta!) Dennoch entstand unter ihnen große
Ungleichheit. (Es bildete sich ein vornehmer adelsstand; dieser besaß den größten
Teil des ackerlandes. Nach der abschaffung des Königtum bekam er auch die
Herrschaft des Staates in seine Hand. — Bürger- und Bauernstand hatten an
der Verwaltung des Staates keinen anteil. Sie waren aber nicht bloß ohne Rechte,
auch sonst wurde ihre Lage immer unerträglicher. Sie mußten eine große Steuerlast
tragen und gerieten in Schulden. Ihre Gläubiger aber waren die adligen. Dazu
hatten diese ein überaus hartes Schuldgesetz eingeführt. Konnte der Schuldner
bas Darlehen nicht rechtzeitig zurückzahlen, so verfiel sein Besitztum dem Gläubiger.
3a dieser konnte sogar den Schuldner selbst samt Weib und Kind als Sklaven ins
ausländ verkaufen. (Denke an das Gleichnis vom Schalksknechte!)
Besonders traurig war die Lage der Bauern. Durch ihre Schulden gerieten
sie ganz in die Gewalt des adels. wer ein verpfändetes Bauerngut aus der Hand
eines adligen Gläubigers übernahm, der mußte sich auch zu schweren Diensten und
abgaben verpflichten, (vgl. die (Erbuntertänigkeit in Preußen!) Die meisten Bürger
und Bauern von athen waren nicht bloß rechtlos, sondern wurden auch unfrei.
Die Herrschaft des adels lastete auf ihnen fast ebenso drückend, wie die
der Spartiaten auf den periöken und Heloten.
Zu der inneren Zerrüttung kam äußere Bedrängnis. (Ein feindlicher Nach¬
barstaat (TtTegara) entriß den athenern die vor dem Hafen gelegene Insel Salamis
und lähmte von hier aus ihren Handel, athen meinte unter dem fluche der
Götter zu stehen; es hielt sich für verloren.
b) Solon, der große Gesetzgeber.
Dar Werk Zolonr. Schuldentilgung und Bauernbefreiung. Da wurde ein
weiser und gerechter TTTann der Retter seines Vaterlandes; es war Solon. (Er
verstand es, in seinen Mitbürgern zuallererst wieder Selbstvertrauen zu wecken.