Melkeimer und führt die ganze Kuhherde, deren Reihe der Stier mit
einbeinigem Melkstuhle auf den Hörnern beschließt.
Alles Vieh trägt Glocken, oft in harmonischem Geläute. Damit
nichts von der Herde sich verläuft, kommt ein Knecht hintennach, und erst
tags darauf wird aus der Ortschaft das nötige Geräte, als hölzerne
Milchkummen oder Züber, der kupferne Käskessel und dergleichen auf
einem Saumrosse zur Sennhütte geschickt. Butter wird droben wenig
gemacht; Käserei ist das Hauptgeschäft und wird im großen getrieben.
Die kleinsten Schweizerküse wiegen an 40, die größten an 100 Pfund,
und Tag für Tag wird in jeder Sennhütte ein solcher Käs gefertigt, wozu
man sämtliche am gleichen Morgen und abends vorher gemolkene Milch
nimmt. Man verfährt so: Der große an einem Krähn hängende Kessel
wird übers Feuer gerückt. Die lau gewordene Milch bringt man
durch ein Stück Lab — gedörrter und gegohrener Kalbsmagen — zum
Gerinnen, und rührt so lange, bis die Zersetzung der Milch fertig ist.
Dann wird mit einem großen Leintuch der fette Kästeig herausgehoben
und in die platte runde Form gethan, worin er bis zum folgenden Tag
liegen bleibt, um dann im Küsspeicher zur völligen Austrocknung auf¬
gestapelt zu werden. Aus den übrigbleibenden Molken scheidet man noch¬
mals eine magere Küsmasse, Zieger genannt, die der Senn zur Nahrung
gebraucht. An einigen Orten versteht man solchen Zieger durch Ein¬
mischung gedörrten und gepulverten Alpenklees gar schmackhaft und wohl¬
riechend zu machen, besonders im Glarner Land, dessen grüner Krüuterkäs
im Ausland sehr beliebt ist. Die ganze Versahrungsart ist interessant
anzusehen, aber vielleicht noch mehr die ganze Lebensweise von Menschen
und Vieh auf einer Alp. Jede Kuh kennt ihre Glocke itttb ihren Namen,
und Kühe und Ziegen verstehen den Ruf ihres Senns. Man nennt die
wenigen zusammen auf- und absteigenden Töne, die der Senn zu singen
pflegt oder auf einer Schalmei bläst, den Kuhreigen. Er klingt im Ge-
birg gar lieblich und die Seele des Bergbewohners hängt so daran, daß
er in fernen Ländern leicht das Heimweh bekommt, wenn er ihn blasen
hört. Selbst Kühe, die einmal auf der Alp gewesen, kann man zuweilen
dadurch wild machen.
Die Alpzeit dauert nur 12 bis 18 Wochen jedes Jahr und zwar
am längsten auf den niedern Staffeln des Gebirges, am kürzesten auf
den höhern, wo der Schnee früher fällt und später schmilzt. Im ganzen
ähnelt sich die Alpenwirtschaft in den verschiedenen Teilen der Alpenlünder,
jedoch wird sie in der Schweiz, in Tirol und Salzburg am besten be-