von dem Meißel eines Thorwaldsen geschaffen, zieren die Gräber der heiligen
Apostel Petrus und Paulus.
Darnach steigen wir auf Hunderten von Stufen zur Kuppel empor,
und hier entrollt sich vor unsern Augen ein unbeschreiblich schönes Bild.
Zu unsern Füßen liegt die „ewige Stadt", einer verworrenen Häusermasse
gleichend, in der nur die Kuppeln und Türme deutlich zu unterscheiden
sind. Fünf Brücken, eine immer malerischer als die andere, überschreiten
den Fluß. Im Nordwesten erheben sich in schön geschwungenen Linien die
letzten Ausläufer des Apennin. An diese reihen sich die zum Teil mit
Schnee bedeckten Häupter des Sabinergebirges, der „Löwin mit silberner
Mähne", und zwischen Gebirge und Stadt lagert sich einsam, tiefernst die
ungeheure, rötliche Ebene der Campagna. Ganz in der Ferne aber gegen
Süden und Westen schimmert ein Silberstreisen — das Meer. Das alles
zusammen: das Meer und das Gebirge, die unermeßliche Campagna und
die ungeheuer ausgedehnte Stadst die Hügel auf und Hügel ab an der
blitzenden Tiber hingelagert ist, darüber ein Himmel von Klarheit und
Glanz — das gibt einen Anblick von zauberischer Schönheit, wie er ander¬
wärts selten einem Sterblichen zu teil wird.
Unten aus dem Platze wieder angekommen, steigen wir in eines der
kleinen offenen und einspännigen Fuhrwerke, die in Rom auf allen Wegen
und Stegen zu finden sind, und fahren nach dem riesenhaftesten aller Amphi¬
theater, nach dem Kolosseum. Schweigend stehen wir vor dem von Vespasian
begonnenen und von Titus vollendeten Riesenbaue und gedenken der Zeit,
in der einst 100000 Zuschauer auf den Galerien Platz nahmen und den
Spielen der Gladiatoren oder den Kümpfen der Christen mit den wilden
Bestien der Wüste zusahen. Die kolossale Ruine ist ziemlich gut erhalten,
wenn auch unzählige Blumen aus allen Ritzen und Spalten, aus Simsen,
Bogen und Pfeilern blühen und wucherndes Buschwerk das altersbraune
Gemäuer überall mit frischem Grün bekleidet.
Nach kurzer Weiterfahrt halten wir wieder, und zwar diesmal vor
dem Kapitol. Aus zwei schönen, majestätischen Treppen steigen wir zu dem
aus einem Hügel liegenden Schlosse empor, welches einst von schnatternden
Günsen gerettet wurde, und woselbst die Dichter die Lorbeerkronen em¬
pfingen. Nach Hobirks Wanderungen.
121. Konstanlinopel.
Das kleine, leichte Boot trügt uns spielend aus dem Hafen vön
Konstantinopel nach dem gegenüberliegenden Gestade von Kleinasien;
aus einem anderen Weltteile muß man sich niederlassen, um das gro߬
artige Bild, das sich hier vor den erstaunten Augen entfaltet, mit seiner
ganzen Schönheit ins Herz aufzunehmen.