Full text: [Teil 6 = 6. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 6 = 6. Schuljahr, [Schülerband])

II 
17. Herz und Mund im Sprichwort. 
TDo dein Serz, da dein Gott. — was von Kerzen kommt, das geht zu Serzen. 
— Das dem Kerzen gefällt, das suchen die Augen. — Reines Iserz und froher 
Wut steh'n zu allen Kleidern gilt. — Wilnd ilnd Serz find eine Spanne von einander. 
— Stiller Wund und treue Sand gelten viel in jedem Land. — Wessen das Serz 
voll ist, davon geht der Wund über. — Der Wund lügt alles und nicht das Serz. 
— Reiner Wund und treue Sand gehen wohl durchs ganze Land. — Lieber mit 
den Süßen gestrauchelt als mit der Zunge. — Böse Zungen schneiden scharfer als 
Schwerter. — Zwei Zungen stehen übel in einem Wunde. — Die Zunge hat kein 
Bein, schlägt aber manchem den Rücken ein. — volksmund. 
18. Deutschland über alles. 
1. Manches Land hab’ ich gesehen, 
manches Volk hab’ ich geschaut: 
Übles müsse mir geschehen, 
wollt’ ieh’s nicht bekennen laut: 
Nie hat mir gefallen 
fremder Lande Brauch, 
frei drum sag’ ieh’s auch: 
„Deutscher Brauch ist über allen!“ 
2. Von der Elbe bis zum Rhein, 
von dem Rhein bis Ungarland 
mag der Völker erstes sein, 
die ich in der Welt erkannt. 
Kraft und reine Minne, 
Treue unverzagt, 
Mut, der alles wagt, 
Deutschland hält sie stets im Sinne, 
3. Deutschland, du sollst mächtig sein 
über jedes Volk der Welt, 
wie dein Eichenlaub im Hain 
über alle Wipfel schwellt; 
mag in wildem Schwanken 
Volk um Volk vergeh’n, 
du bleibst feste steh’n, 
Deutschlands Stärke wird nicht wanken! g. Kinkel. 
19. Deutschland. 
Deutschland gehört zu den schönsten Ländern, welche die Sonne 
begrüßt in ihrem ewigen Laufe. Unter einem gemäßigten Himmel, un¬ 
bekannt mit der sengenden Luft des Südens und mit der Erstarrung 
nördlicher Gegenden, in der größten Abwechslung, der reichsten Mannig¬ 
faltigkeit, köstlich für den Anblick, erheiternd und erhebend für das Gemüt, 
bringt Deutschland alles hervor, was der Mensch bedarf, zur Erhaltung 
und zur Förderung des Geistes, ohne ihn zu verweichlichen, zu verhärten, 
zu verderben. Der Boden ist fähig zu jeglichem Anbau. Hier scheint 
sich die befruchtende Kraft gesammelt zu haben, die dort versagt ward. 
Unter dem bleibenden Schnee der Alpen dehnen sich die herrlichsten Weiden 
aus, von der Wärme doppelt belebt, die an jenem wirkungslos vorüber¬
	        
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