fullscreen: Lesebuch der Erdkunde

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II. Das Deutsche Reich. 
Friedberg). Die nördlichen Landschaften sind rauher, haben dagegen viel Holz, Salz, 
Viehzucht und Industrie in wollenen und leinenen Waren. — Gießen in an- 
mutiger Lage im Thale der Lahn, Zwischen Vogelsgebirge und Westerwald, ist Hessen- 
Darmstadts kleine Hochschule; 17 000 E. 
Hesseu-Darmstadt ist Rheinland, mit Ausnahme einer kleinen Strecke Weser- 
gebiet im Nord-Osten, wo die gewerbreiche Stadt Alsfeld an der Schwalm liegt. 
Es ist ein meist treffliches, mildes und schönes Land (außer den rauhen Höhen des 
Odenwaldes und Vogelsberges), blühend durch Gewerbfleiß, Handel und Schiffahrt. 
Die Bewohner sind vorherrschend fränkischen Stammes. Die Katholiken stehen 
unter dem Bischof von Mainz. 
§ 161. Wir kommen nun an das Bergland im Westen Mitteldeutschlands: 
das Nieder rheinische Schiefergebirge. 
Dieses ist eine zusammenhängende sehr ausgedehnte Höhenplatte, die größten- 
teils aus rauhen Bergflüchen mit sehr scharf, felsig und eng eingeschnittenen, warmen 
Thälern besteht, und auf der sich dann in einzelnen Gegenden noch höhere, meist 
bewaldete, aber kalte Hügelzüge, Bergketten oder Kuppen erheben. Das ganze Tafel- 
land fällt auf allen vier Seiten in die umgebenden Niederungen ab. Der nördliche 
Abfall ist unmittelbar gegen das Tiefland der Rheinmündungen gerichtet, an der 
Südseite der Terrasse aber steht ein langer Bergzug wie ein Randgebirge, der Huns- 
rücken auf der linken, der Taunus auf der rechten Rheinseite; im Osten senkt sich 
die Bergfläche zu der Wetterau und den nördlicheren Wellenebenen von Hessen, der 
Westabfall geht gegen Belgien hinab. 
Die Bergplatte erstreckt sich in Gestalt eiues großen Rechtecks als ein 
gewaltiger Felsdamm aus Lothringen und Belgien über Rheinpreußen und 
Nassau bis nach preußisch Hessen und Westfalen, etwa 40 M. lang von S.-W. 
nach N.-O., und in einer Breite (aus N.-W. nach S.-O) von im W. 18, im 
O. 24, in der Mitte um Bonn 14 M., bildet somit hier am Rhein einen großen 
Busen. — Ihre vorherrschende Felsart ist das sehr feste, dichte und harte, zunächst 
dem Grundgebirge aufgelagerte, unter allen Flözgebirgen also älteste Gebirge des 
Thonschiefers*) und Granwackenschiefers (mit verschiedenen andern Schieferarten und 
dem ältesten Sandstein- oder Trümmer-Gebilde, der Grauwacke), wozu im N. noch 
das Steinkohlengebirge kommt. Das ganze Gebirge heißt deshalb das Nieder- 
rheinische Schiefergebirge. 
Wie wir bereits wissen, hat der Rhein es seiner ganzen Breite nach von 
Bingen bis Bonn quer durchbrochen. Durch dieses Querthal des Rheins wird das 
ganze Bergland in zwei Hälften geteilt, eine Westhälfte und eine Osthälfte. Jede 
Hälfte aber ist wiederum durch enge, vielgekrümmte, fast zackige Längenthäler in 
zwei oder drei Reviere geschieden, jedes mit eigentümlichem Charakter, jedoch so, daß 
je die gegenüberliegenden auf beiden Rheinseiten einander entsprechen. Die Westhälste 
hat in der Mitte die Längenspalte des merkwürdig gekrümmten Moselthales, südlich 
davon (zwischen Mosel und Nahe) ist derHnnsrück, und nördlich die Eifel. Die 
größere Osthälfte ist durch zwei Längenthäler, die der Lahn und der Sieg, in drei Ge- 
biete geteilt: im S. zwischen Main und Lahn der Taunus, in der Mitte zwischen 
Lahn Und Sieg der Westerwald, im N.-O. endlich bis zur Lippe das Sauer- 
*) Dieser Schiefer dient zur Dachbedeckung der meisten Rheinstädte, zu Schreibschiefertafeln u. s. w.
	        
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