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im Unterricht und bei der Arbeit die größte Pflichttreue und Gewissen-
Hastigkeit. Schon frühzeitig förderte man seine Vorliebe für alles
Militärische. Als sein Vater dann Regent „wurde und nach Schwerin
übersiedelte, schickte Paul Friedrich seinen Ältesten, den Erbgroßherzog
Friedrich Franz, zur weiteren Ausbildung auf eine hohe Schule nach
Dresden. Nachdem er hier mit 17 Jahren die Reise für die Universität
erworben hatte, ward ein mehrjähriges Universitätsstudium in Aussicht
genommen. Im Herbste 1840 bezog er mit anderen Jünglingen die
Universität Bonn. Mit rastlosem Fleiße widmete er sich den Studien,
so daß sein Vater öfter scherzhaft äußerte: „Ich glaube, Fritz will Professor
werden". Er ließ sich aber nicht beirren, sondern studierte ernstlich weiter.
Auch durch Frömmigkeit zeichnete er sich aus. Schon in seinen jungen
Jahren wurde kein Tag ohne Gebet begonnen, denn nach Luthers Vorbild
sagte auch er: „Fleißig gebetet ist über die Hälfte studiert!" Im dritten
Studienhalbjahre wurde Friedrich Franz plötzlich in die Heimat zurück¬
gerufen, da sein Vater schwer erkrankt war. Bald nach des Prinzen
Ankunft wurde Paul Friedrich durch eine heimtückische Krankheit den
Seinen, viel zu früh, entrissen.
2. Thronbesteigung. Eben 19 Jahre alt, noch ehe seine festgesetzten
Lehrjahre beendet waren, bestieg der Großherzog Friedrich Franz II.
den Thron seiner Väter. Schon frühe mußte er die Last der Regierung
auf sich nehmen. Aber ebenso pflichttreu und gewissenhaft, wie er seine
Studien betrieben hatte, widmete er sich nun der neuen Ausgabe. Nebenbei
aber setzte er die in Bonn begonnenen Studien eifrig fort. Um Land
und Leute, die ihm von Gott anvertraut waren, genauer kennen zu lernen,
unternahm er oft Reisen in seinem Lande und ließ die ärmste Gegend
nicht unbesucht. Auch machte er, wenn es angängig war, Auslandreisen,
doch die Landesverwaltung wurde dadurch nie vergessen. Rasch wuchs
so seine Selbständigkeit und die Sicherheit seines Urteils.
3. Der Landesvater. Als der König von Preußen seine Hauptstadt
Berlin mit Hamburg durch eine Eisenbahn verbinden wollte, erreichte
unser Großherzog durch seine unermüdlichen und persönlichen Be¬
mühungen, daß diese neue Bahn durch Mecklenburg gelegt wurde. Sie
berührt in unserm Lande Grabow, Ludwigslust, Hagenow und Boizen¬
burg. 1846 wurde sie eröffnet. Im folgenden Jahre schloß sich daran
die Bahn Hagenow—Schwerin und nach wenigen Jahren war das ganze
Land schon von .Eisenbahnen durchzogen; 1848 wurde die Strecke
Schwerin-—Wismar gebaut, 1850 Kleinen—Rostock und Güstrow u. s. s.
1854 wurde die erste Telegraphenleitung von Schwerin nach Hagenow
eingerichtet, und bald durchschnitten die Telegraphenlinien schon das ganze
Land. — -Auch andere Verkehrswege fanden durch den Großherzog wirk¬
same Unterstützung. Bei seinem Regierungsantritt gab es im Lande
3 Chausseen von etwa 100 km Länge; bei seinem Scheiden gab es deren
über 1500 km. Ebenso erfuhren die Wasserwege bedeutende Verbesserungen.
Handel und Wandel blühte aus. — Friedrich Franz II. schmückte sein
Land an vielen Orten mit einer Fülle von nützlichen und schönen Bauten.
Obenan steht das Großherzogliche Schloß in Schwerin,_ ein Prachtbau,
der seinesgleichen sucht. Es ist eins der schönsten Fürstensitze in ganz
Deutschland. Ganz besonders lagen dem Großherzoge aber die Kirchen¬
bauten am Herzen. Sein frommer Sinn konnte kein unwürdiges Gottes¬
haus im Lande sehen. Von den 524 Kirchen in Mecklenburg hat Friedrich
Franz allein 83 neu erbauen und 182 vollständig um- und ausbauen
lassen. Selbst Glaubensgenossen im Auslande rühmen sich seiner Für-