Full text: (Für das 6., 7. und 8. Schuljahr) (Teil 3, [Schülerband])

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VIl. Aus der Heimat. 
l. Aus Stadt und Dorf. 
171. Stadt und Land. 
1. Der wichtigste Unterschied in den Wohnsitzen der Men- 
schen ist der Gegensatz von Stadt und Land. Städte können in 
cinem Lande nur dann gebaut werden, wenn der Handel so leb- 
haft ist, dab die Bewohner der Städte von den Landbewohnern 
Vieh und Bodenfrüchte kaufen, dagegen ihnen gewerbliche Pro-— 
dukte verkaufen können. Denn wie aus natürlichen Gründen 
Bodenprodukte und Rohstoffe am Lande gewonnen werden, so 
gedeihen dagegen die Gewerbe hauptsächlich in den Städten. Da 
finden sie gröderen und schnelleren Absatz, größere Auswahl von 
Arbeitern, VWerkzeugen, Rohstoffen und dergleichen. 
2. In frũüherer Zeit entstanden Städte hauptsächlich an sol- 
chen Orten, wo sie besonders gesichert gegen feindliche Angriffe 
waren; auch in der Nähe von fürstlichen Schlössern, Klöstern, 
Vallabrisorten. Mit der Zeit aber wurden jene Städte besonders 
vichtig und groß, die für den Handel am günstigsten gelegen 
waren. 
3. Fast in allen Ländern mit Ausnahme Englands leben mehr 
Menschen auf dem Lande als in den Städten. Dabei ist aber zu 
bemerken, dab sich die Volkszahl in den Städten schneller ver— 
mebri als auf dem Lande. Denn die Bevölkerung des Landes 
Frebt immerfort in die Städte. Eine gewisse Menge und Gröbe 
von Städten in einem Lande ist nun freilich ganz gut, denn ohne 
Stadte gibt es keine höhere Gesittung bei einem Volke. Aber 
jetzt wären die Städte zahlreich und groß genusg, Das Deutsche 
Reich hat jetzt schon über 40 Städte, die mehr als hundert⸗ 
ausend Rinwohner haben; die Reichshauptstadt hat über zwei 
Millionen. Man darf nicht glauben, wie es so oft geschieht, dab 
qdas schnelle VWachsen der Slädte allemal ein Glück sei. Das Land 
und seine Dörfer, welche fortwährend Leute an die Städte ab— 
geben müssen, verlieéren dabei ihre Arbeitskräfte. Und die Leute, 
vVelche in die Städte ziehen, gehen nicht nur schlimmeren ge— 
gundheitlichen Zuständen entgegen; sie verlieren auch die Ge— 
nügsamkeit und Einfachheit, dié so viel zum Glücke der Land- 
bewobner beiträgt. Die Städte haben nicht nur feinere Sitten 
als die ländlichen Orte, sondern häufig auch verdorbene. Der 
Verfall der guten Sitten wird immer in den großen Städten zuerst 
verspürt. 
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