Full text: [[2] = Mittelstufe, [Schülerbd.]] ([[2] = Mittelstufe, [Schülerband]])

Das Englein sprach: „Ich merke 
ohl 
wie ich euch helfen kann!“ 
Es schnitte sich ein Pfeiflein hohl 
und hub zu pfeifen an. 
In Läufern rauf und 'runter, 
in Trillern laut und leis — 
so pfiff es süß und munter 
ein Lied zu Gottes Preis. 
Da that das Schnäblein auf die 
Schar, 
das Herzchen schwoll vor Lust, 
da kam so lieb, da kam so klar 
das Stimmchen aus der Brust. 
J 
3 
) 
— 
Sie stimmten in das Klingen 
bald den, bald jenen Ton, 
im Trillern und im Singen 
das Englein flog davon. 
Und gehst du in dem grünen 
Wald 
und Feld und Flur entlang, 
und hörst, wie alles jauchzt und schallt 
von muntrer Vöglein Sang, 
so denk: Zu Gottes Ehren 
erklingt die süße Weis'; 
so denk: Es thät sie lehren 
ein Englein auf der Reisf· 
Viktor Blüthgen. 
53. Die Belohnung. 
Der Kalif Harun Alraschid traf, als er einst auf der Jagd 
Var, einen alten Mann an, der einen Nußbaum pflanzte. „Weleb 
sin Thor ist dieser Alte!“ sagte der Kalif zu seinen Beglei- 
torn, „er thut, als ob er noeh ein Jüngling wäre und dle 
Hrüchtô von diesem Baume genieben vurdert Da beine de 
fährten gleichsalls über diesen Alten lachten, s0 ging der Kalif 
auf ihn zu und fragte, wie alt er sei. „Uber achtzig Jahrè, 
Herr,“ war die Antwort; „aber göttlob noch so gesund wie 
einer von dreißig.“ „Wie lange gedenkst du denn noch 4 
leben,“ sprach der Kalif weiter, „daß du in einem vosehon 
Ater noch junge Bäume pflanzest, die so späüte Früchte tragen? 
Warum machst du dir so vergebliche Arbeit?« 
„Herr,“ gab der Alte zur Antwort, „ieh bin zufrieden, 
Venn ieh die Bäume gepflanzt habe, ohne wieh darum 2zu 
kümmern, ob ieh oder ein anderer die Hüehte dervebon ge· 
niehen werde. Es ist billig, daß wir thun, vie unsere Vmer 
thaten. die pflanzten Bäume, deren Prüchte wir aben; da 
Vir nun der Väter Arbeit genossen haben, varum sollten vir 
nun gegen unsere Nachkommen neidischer sein, als jene gegen 
uns waren? Ieh denke, vas der Vater niekt geniebt, das 
erntet der Sohn.“ Der freigebige Harun, dem diese Antwort 
gefiel, schenkte dem Alten dine Hand voll Goldstüebe. „WVor 
kann nun sagen,“ fuhr der heitere Greis fort, „daß ieh heute 
Vorgeblieh gearbeitet habe, da der junge Baum, den ieb pflanzte, 
gleseh am érsten Tage so reiche Prüchte trägt? Darum ie 
wWahr: wer Gutes thut, vird immer reichlich dafür belobnt.« 
Herder und Liebeskind. 
54. Das Schlauraffenland. 
Eine Gegend heißt Schlauraffenland, 
den faulen Leuten wohl bekannt, 
die liegt drei Meilen hinter Weihnachten; 
ein Mensch, der dahinein will trachten, 
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