Full text: [Theil 3, [Schülerbd.]] (Theil 3, [Schülerbd.])

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Wo der Nlphcios aus den engen Felsthälern Arkadiens in das 
niedrige Küstenland von Elis eintritt, wird er von waldreichen Höhen 
eingefaßt, zwr,^ n denen er in breiten, vielgewundenen Strömungen 
hinfließt. Das nördliche Ufer nannten die Alten Olympos, ein Name, 
mit dem die ältesten Einwohner die heiligen Gipfel des Landes bezeich¬ 
neten. Hier in einem weiten Thale wurden die olympischen Spiele 
gefeiert. In der ganzen Halbinsel des Peloponnesus wurde Waffenruhe 
angesagt, wenn die Zeit der Festspiele herankam. Den Eleern wurde 
die Verwaltung des Hciligthums übertragen und dafür ihrer Landschaft 
eine ewige Waffenruhe verliehen; keine bewaffnete Schar -durfte'ihre 
Grenzen überschreiten, ganz Elis war ein dem olympischen Zeus geweihtes 
Land. Herakles aber, der Heros des dorischen Stammes, nach der Sage 
der Urheber aller Einrichtungen desselben, wurde durch die Sage auch 
zu Olympias Festordner erhoben. Nach und nach stieg das Ansehen 
des Heiligthums, und es wurde aus einem peloponnesischen ein 
hellenisches. Die Hellenen zählten nach Olympiaden, maßen nach olym¬ 
pischen Stadien und schlossen sich den heiligen Gebräuchen Olympia's an. 
Die gewöhnliche Einwohnerschaft Olympias bestand aus den in 
der Altis waltenden Priestern aus erlauchten peloponnesischen Geschlechtern; 
ihnen standen Opserschlächter, Flötenbläser, Holzverwalter und andere 
Diener zur Seite. Olympia blieb ein ländlich stiller Ort, und die Wald¬ 
einsamkeit des Alpheiosthales wurde nur durch die Schritte der Wanderer 
unterbrochen, die des Weges zogen und am Zeusaltare ihr Gebet sprachen. 
Aber wie veränderte sich alles, wenn das vierte Jahr, das Jahr der 
großen Olympien, herankam und wenn die heiligen Gesandten, „des 
Zeus, des Kronidcn, Friedensboten, der Jahreszeiten Herolde," von den 
Pforten der Altis, des Tempelhofes des Zeus, auszogen und allen 
Hellenen die ersehnte Kunde brachten: „Das Fest des Zeus ist wiederum 
nahe, aller Streit soll ruhen, jeder Waffenlärm schweige! Frei mögen 
auf allen Land- und Wasserstraßen die Pilger heranziehen zu der gast¬ 
lichen Schwelle des Zeus!" Alle Hellenen wurden eingeladen und aus¬ 
geschlossen nur die Schuldbeladenen, oder die dem olympischen Zeus 
Ehrfurcht versagt oder die sich an der gemeinsamen Sache der Hellenen 
versündigt hatten, wie einst auf des Themistoklcs Antrag der Syraku- 
saner Hicron ausgeschlossen wurde, weil er von dem Kampfe gegen 
Xerxes zurückgeblieben war. Die eingeladenen Städte schickten ihre ange¬ 
sehensten Männer als Gesandtschaften nach Olympia, die auf stattlichen 
Wagen, in Prachtgewänder gekleidet, mit zahlreichem Gefolge zum Zeus¬ 
feste wallfahrtetcn und im Namen ihrer Städte herrliche Opfer darbrachten. 
Die Städte der Colonicn benutzten dieses Fest, um sich mit dem Mutter¬ 
lande in lebendigem Zusammenhange zu erhalten. Ihre Bürger eilten 
in den von Stürmen selten beunruhigten Sommermonaten herbei, und das 
ionische Meer so wie die breite Alpheiosmündung füllte sich mit den 
bekränzten Festschiffen der auf den Küsten von Asien und Afrika, von 
Italien, Sicilien und Gallien wohnenden Hellenen. Bewundernd 
musterte das am Gestade versammelte Volk die auf fernen Weiden 
gezogenen Rosse und Maulthiere, welche durch fremdländische, dunkelfarbige 
Sklaven auf den Boden von Elis geführt wurden. Die Kampflustigen
	        
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