Full text: [Stufe 3, [Schülerband]] ([Stufe 3, [Schülerband]])

1* 
3 
9 
Tempeldach. Noch nicht weit waren sie gegangen, als plötælich der 
Berg ersstrahlte wie noch nie zuvor. Er hatte sich in zwei Spitzen 
gespalten, und von jeder flob ein glühender Lavastrom herab. Dann 
bewegte sich einer der Gipfel schwankend hin und her und stürzte 
mit Donnerkrachen den Abhang hinunter. Auch dem kühnen Glaukos 
schwand jetzt der Mut; die Braut im Arme, sank er in die Knie. 
Inzwischen hatte Nydia sich bemüht, Glaukos und Jone wieder 
aufzusuchen. Vergebens hatte sie jenen klagenden, den Blinden eigenen 
Ruf ertõnen lassen; er verlor sich in dem allgemeinen Tosen und 
Schreien. Mit dem Stabe tastend, vermied sie mit unglaublicher 
Geschicklichkeit den Schutt und die Lavamassen. Alle Götter schienen 
ihre Hande uüber sie zu breiten, denn die heißben Wasserstrahlen 
zischten an ihr vorüber, und die stürzenden Schlacken und Steine 
trafen sie nicht. Endlich klang ihr suchender Ruf an das Ohr des 
Glaukos. Er erwachte wie vom Tode und antwortete: „Nydial Du 
gutes Kind, lebst du noch? Hier sind wir!“ „Komm!“ rief jubelnd 
die Blinde, „ich rette euchl!“ Der Mut des Madchens erfüllte den 
Athener mit neuer Krast. Er hob Jone auf die Arme und folgte der 
Blinden. Sie suchte das Meer und fand immer und immer Seiten- 
wege, die nicht durch drängende Menschenmassen versperrt waren. 
So kamen die drei endlich aus dem Bereiche des feuerspeienden Un- 
geheuers. Sie schlossen sich einer kleinen Gesellschaft an, die eben- 
falls den Meeresfluten mehr vertraute als der wankenden Erde. Auf 
der weit zurũuckgetretenen See lag ein kleines Fahrzeug. Es wurde 
mit großer Mühe flott gemacht, und man schiffte sich ein. Gerettet 
Clemens Pönitz (Nach Bulwer). 
89. Auf der Taunushõhe. 
J 
—1 
„Der Kaiser!“ Das war das Wort, das niegekanntes Leben und Auf—- 
regung in der Taunusfeste hervorgerufen hatte. Von der Mainfurt her 
hatte gestern ein Eilreiter die Nachricht von der bevorstehenden Ankunst 
des Kaisers gebracht, und wie ein Blitz aus unbewölktem Himmel fuhr 
sie unter die Offiziere, die gerade zum Fruühstück beieinander saben. 
Gewiß dachte man sich, dab der Herrscher die Bergfesten auf dem
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.