Full text: [Teil 1 = 6. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 1 = 6. Schuljahr, [Schülerband])

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durch ihre Schwere zusammenhalten. Einige sind mit Granit oder 
Marmor bekleidet gewesen. Drei zeichnen sich durch ihren Riesenbau 
aus, unter diesen die Pyramide des Cheops, welche nordwestlich von 
Memphis steht. Sie war ursprünglich 150 in, jetzt ist sie nur 140 m 
hoch, da die Spitze zerbröckelt und eine kleine Terrasse an deren 
Stelle getreten ist. Sie ist geöffnet. Man kann auf künstlich an¬ 
gebrachten Stufen bis zu ihrem Gipfel steigen. Enge Gänge führen 
zuletzt in ein längliches Gemach, in welchem ein marmorner Sarko¬ 
phag stand. Hunderttausend Menschen sollen zwanzig Jahre an dieser 
Pyramide gebaut haben. 
Wozu diese Riesenmassen gedient haben, blieb lange ungewiß. 
Einige hielten sie für Kornmagazine, andere für Wasserbehälter, 
noch andere für eitle Prunkgebäude ägyptischer Könige, die durch 
mühevolle Arbeit das Volk im Zaume zu halten suchten. Ja, die 
frommen Pilger, welche einst heraufgezogen waren gen Jerusalem, 
glaubten voll Verwunderung, hier den babylonischen Turm zu sehen. 
Jetzt aber, nach der genauen Untersuchung des Innern, weiß man, 
daß sie Königsgräber waren. Man hat auch Grabkammern und 
Sarkophage in denselben gefunden. 
Kein Volk verwendete mehr Zeit und Fleiß auf seine Gräber 
als die Ägypter. Allgemein war nämlich der Glaube an die Fort¬ 
dauer der Seele nach dem Tode. Diese Fortdauer hing jedoch von 
der Erhaltung des Leichnams ab. War dieser nicht erhalten, so 
konnte der Verstorbene, glaubte man, nicht in das selige Reich der Toten 
in der Unterwelt gelangen. Daher sorgten sie so sehr für die Erhaltung 
der Leichname. Jeder baute die Grabmäler seiner Angehörigen, ja 
sein eigenes Grab im voraus an einsamen und abgeschiedenen Orten, 
deren Natur der Stille des Grabes entsprach, so fest wie möglich 
und schmückte es, so gut er es vermochte. Diese Ruhestätten der Ent¬ 
schlafenen wurden in den Felsenboden eingehauen, der das fruchtbare 
Land von der libyschen Wüste scheidet. In solchen unzerstörbaren 
Grabkammern, die der austretende Nil nicht berühren konnte, sollten 
die Toten ruhen. Um die Verwesung abzuwehren, wurden die Leichen 
einbalsamiert. Äußerlich überzogen sie dieselben mit einem härtenden, 
aber durchsichtigen Stoffe und setzten sie dann bei. Solche einbalsamierte 
Leichname nennt man Mumien von dem dazu gebrauchten persischen 
Erdharze Mnm. Tausende haben sich bis ans den heutigen Tag er¬ 
halten. Die Haut ist ganz schwarz und von dem Gummi und Erd¬ 
harze so durchdrungen, daß sie steinhart ist. „Diese fast versteinerten 
Toten wurden oft bei Gastmählern der Ägypter hingestellt und 
überhaupt als das köstlichste Gut von ihnen geehrt. Bei einer solchen 
Ansicht von einem Leben nach dem Tode nannten sie auch die 
Wohnungen der Lebendigen nur Herbergen, die Ruhestätten der Toten 
dagegen ewige Wohnungen. So hoch nun die Könige im Leben über 
ihren Mitmenschen standen, so hoch wollten sie auch im Tode hervor¬ 
ragen. Die Stätte, wo ein König ruhte, sollte königlich bezeichnet
	        
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