folgen, lieber Pharas; aber trage du Sorge, dass Beiisar mir
beim Kaiser Bürge des Versprechens werde, welches du mir neu¬
lich gabst. Dann will ich mich mit meinen Getreuen dir ergeben.“
Beiisar freute sich über diese Nachricht und schickte sogleich
zu Gelimer einen der Anführer ab, der ihm in seinem Namen
den Eid leisten sollte. Am Fusse des Berges kamen sie zusammen,
und dann reisten sie mit einander nach Karthago. Als Beiisar ihn
dort empfing, trat Gelimer ihm mit lautem Gelächter entgegen.
Da glaubten einige, dass sein Verstand durch die erlittenen Leiden
zerrüttet sei; die Freunde des Königs aber erhoben die Kraft
seines Geistes, der die Wechselfälle des Lebens nur belachens-
wert finde. Das möge ein jeder von uns nach seinem Sinne
auslegen. Beiisar aber schickte dem Kaiser die frohe Botschaft,
dass er den König Gelimer gefangen bei sich führe und ihn nach
Konstantinopel bringen wolle.
Eine alte Sage aber erzählt, dass Beiisar dem Vandalen¬
könige auch das Versprechen abgelegt habe, dass er ihn weder
mit Stricken, noch auch mit Eisenketten binden wollte. Diesem
Worte vertrauend, gab Gelimer sich in die Hände der Börner;
aber Beiisar liess ihn mit einer silbernen Kette binden und so
dem Kaiser überliefern. Darüber erzürnte Gelimer; aber Beiisar
berief sich auf die Worte seines Versprechens, und erst der Kaiser
Justinian in Byzanz nahm seinem unterlegenen Feinde die Ketten ab.
Das war das Ende des Vandalenkrieges. In wenigen Mo¬
naten war die so reiche Herrschaft der Vandalen gestürzt und
eine Nation wie vom Erdboden vertilgt; denn die wenigen
Trümmer des vandalischen Volkes gingen bald vollends zu Grunde.
Sie haben uns keine Spur ihrer Grösse zurückgelassen. Beiisar
aber kam mit Gelimer und seinen anderen Gefangenen wohl¬
behalten in Byzanz an und wurde mit allen Ehren gefeiert. Wie
einst den römischen Helden in der alten Weltstadt, wie zuletzt
noch dem Titus und Trajan und einigen anderen römischen
Kaisern, so wurde auch ihm die Ehre eines Triumphzuges zuerkannt.
In demselben schritten Gelimer und alle seine Verwandten und
alle Edeln der Vandalen als Gefangene einher. Als Gelimer den
Cirkus betrat, wo er den Kaiser auf seinem Throne und alles
zuschauende Volk erblicken musste, hatte er weder Seufzer noch
Thränen, sondern er sprach beständig die Worte des Predigers
Salomo vor sich hin: „Eitelkeit der Eitelkeiten! Alles ist
eitel!“ Als er bis an den Thron des Kaisers gelangt war, musste
er seinen Purpurmantel ablegen, mit welchem er bis dahin um¬
kleidet war, sich mit dem Gesichte zur Erde niederwerfen und so
den Kaiser Justinian anbeten. Dasselbe that auch Beiisar; er
warf sich mit Gelimer zur Erde. Diesem aber wies der Kaiser
reiche Besitztümer in Galatien in Kleinasien an und gestattete
ihm, dort seine Lebenstage in Frieden zu beschließen. Klopp.