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Stielen aus grünen Blättern hervorschauen. Sie blasen die Lichtlein
aus, wie sie es nennen, und werfen die kahlen Stümpfe weg oder
machen sich Ketten aus den hohlen Blütenstielen. Da fliegen die
vielen Samenkörnchen nach allen Seiten hin. Jedes hat ein feines
Stielchen und oben einen zarten, Weißen Federkranz. So ziehen sie
weithin durch die Luft. Die Blüte war ihr Vaterhaus; jetzt geht die
Reise fort durch die weite Welt. Die einen lassen sich auf der Wiese,
die andern am Wege nieder; jene ziehen sogar über den breiten
Fluß, steigen heimlich über den Zaun und schlüpfen in den ver¬
schlossenen Garten. Noch andere bleiben auf der Mauer sitzen oder
siedeln sich auf den Straßen und Plätzen des Dorfes oder Städtchens
zwischen den Pflastersteinen an.
Was tut nun das Samenkörnlein, wenn seine Reise zu Ende
ist? Das braune Körnchen ist mit zarten Widerhaken besetzt; mit denen
haftet's in der Erde. Es treibt eine Wurzel, und bald wächst unten
am Boden ein Kranz von grünen Blättern, die wie die Strahlen eines
Sternes rund im Kreise umher stehen. Jedes dieser Blätter ist lang und
schmal, an beiden Seiten eingeschnitten und mit großen Zähnen versehen.
Davon hat das Pflänzchen den Namen Löwenzahn erhalten, doch
sind die Zähne weich und unschädlich. Zur goldenen Blüte führt
ein runder, glatter Stengel hinauf. Nur schade, daß der weiße Saft,
der beim Abbrechen herauströpfelt, klebrig ist und Flecke in den
Kleidern verursacht! Die Blume des Löwenzahns ist wohl aus
mehr als hundert kleinen Blüten zusammengesetzt. Sie ist eine wahre
Blütenstadt. Eine doppelte, grüne Mauer umgibt sie, nämlich der
innere, anliegende Kelch und zahlreiche zurückgeschlagene Blättchen,
die den äußern Kelch bilden. Der weiße Blütenboden ist das
Straßenpflaster; es ist wie von seinem Porzellan. Die einzelnen
Blütchen sind die Häuser; sie sehen aus, als wären sie aus purem
Golde verfertigt. Käferlein und Bienen vergnügen sich in dieser
goldenen, honigreichen Stadt. Aber nur bei schönem Wetter sind
die Tore derselben geöffnet; bei Regen und in der Nacht werden
sie sorgsam geschlossen. Dann findet wohl zuweilen eine kleine
Fliege ihr sicheres Nachtquartier darin und verläßt die gastfreund¬
liche Stadt erst am Morgen nach süßem Schmause.
Nach kurzer Zeit verblüht die Blume. In ihr wuchsen tausend
kleine Samenkörnchen, gerade wie das erste, aus dem die ganze Blume
geworden ist. Jedes streckt einen feinen Stiel nach oben; auf diesem
steht eine Federkrone, ein Schmuck zugleich und auch ein Flügel.
Die gelben Blütchen fallen ab, und wieder steht ein Wollkopf da,
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