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2. Durstüberquält mib fieberwild,
iu Todeskampf den Kopf erhoben.
Ein letzter Traum, ein letztes Bild,
sein brechend Auge schlägt nach oben.
3. Die Sense rauscht im Ahrenfeld,
er sieht sein Dorf im Arbeitsfrieden.
Ade, ade, du Heimatwelt —
und beugt das Haupt und ist verschieden.
186. Unter clein Holen Lrenre.
Nach Itohert Könlcr.
„Daheim". 2. Jahrgang. Bielefeld 1866. S. 545.
Der 24. Juni 1859 war ein blutiger Tag. Bei Solferino
in Oberitalien lieferte das Heer des Königs Victor Emanuel,
mit den Franzosen verbündet und unter Führung Napoleons III.,
den Österreichern eine große Schlacht und schlug sie gänzlich.
Die Nacht brach herein. Tausende und aber Tausende von
Toten bedeckten das weite Schlachtfeld. Zehntausend und mehr
Verwundete erfüllten mit ihrem Schmerzensschrei die Luft.
Grausiger noch ist der neue Tag mit seinem Sonnenbrand.
Welche Qualen stehen die Verwundeten aus in dieser Hitze!
Kein Wasser ist da, sie zu laben. Drei Tage und drei Nächte
braucht man, um die Toten zu begraben. Die Krankenwagen
kommen nur langsam herbei, um die Verwundeten nach den
nächsten Dörfern oder Städten abzuholen, wo sie verpflegt und
geheilt, wo vielen von ihnen erst noch die zerschmetterten Arme
und Beine abgenommen werden sollen. Ach, wie lange dauert
es, bis sie alle an die Reihe kommen! Wie lang und schmerz¬
voll ist die Fahrt auf dem Wagen für die Unglücklichen! Und
wenn sie dann im Lazarett anlangen, wie viele müssen auch da
noch umkommen! Es sind nicht Hände genug vorhanden, sie
zu speisen, zu tränken und zu verbinden.
Gräßlich waren diese drei Tage, die auf die Schlacht folgten.
Hunderte von Menschen starben dahin unter schrecklichen
Schmerzen, nur weil ihre Wunden durch Mangel an Pflege ver¬
schlimmert, durch Hitze und Staub vergiftet wurden.
Inmitten aller dieser Schrecken sah man einen jungen
Mann, der umherging und die Dienste des barmherzigen Sama-