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143. Der gute Aamerad.
Ludwig IIKlÄud.
Gedichte. 56. Auflage. Stuttgart. 1872. 8. 246.
(Zuerst in: Poetischer Almanach für das Jahr 1812, bes. von Justinus Kerner.
Heidelberg-, 8. 128.]
1. Zch hatt' einen Kameraben,
einen bessern finbft bu nit.
Die Trommel schlug zum Streite,
er ging an meiner Seite
in gleichem Schritt nnb Tritt.
2. Eine Kugel kam geflogen;
gilt's mir, ober gilt es bir?
- Ihn hat es weggerissen,
er liegt mir vor ben Füßen,
als wär's ein Stück von mir.
3. Will mir bie Hanb noch reichen,
bermeil ich eben lab'.
„Kann bir bie Hanb nicht geben,
bleib bu im ewgen Leben
mein guter Kamerab!"
Tübingen im September 1809.
144. Friedrich der Große*) und sein Plaget.
Anekdoten nnd Charakterzüge aus dem Leben Friedrichs des Großen. I. Band.
2. wohlfeile Ausgabe. Berlin. 1851. 8. 133.
(Anekdoten und Charakterzüge aus dem Leben Friedrichs des Zweiten.
Vierte Sammlung. Berlin. 1787. 8. 58.)
Einst lag ber König im Fenster nnb vernahm hinter sich ein
kleines Geräusch. Er sah barauf burch eine mit bem Arme gemachte
Öffnung, baß ber Page seine Dose vom Tische nahm, sie betrachtete
nnb eine Prise kostete. Friebrich störte ihn nicht. Aber nach einer
kleinen Weile, ba er bas Fenster wieber zugemacht hatte, nahm er
bie Dose in bie Hanb nnb fragte ben Pagen: „Gefällt bir bie Dose?"
Bestürzt über biese Frage, wollte ber Page anfänglich nicht antworten;
ba sie aber wieberholt würbe, sagte er enblich schüchtern: „Za!" —
„Nun, ba nimm sie!" sagte ber König; „sie ist betn, für zwei ist
sie zu klein."
0 Vergl. Anmerkung 1 zum Lesestück 139. — 2) Ein Page, ein
Edelknabe, ein junger Adeliger zur Bedienung fürstlicher Personen.