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60. Wie die Lerche über die Berge sich
schwingt und singt.
Friedrich GU11.
Kinderheimat in Liedern. Volksausgabe. Gütersloh. 1875. 8. 69.
¡Zuerst in: Kinderheimat. Erste Gabe. 1. Auflage. Stuttgart. 1886. 8. 58.1
1. Die Lerche hat erspüret
ein Würmlein in dem Feld.
Nun weiß sie, daß gebühret
auch Dank dem Herrn der Welt.
2. Da rauscht sie aus den Schlüfteid)
und Furchen schnell hervor
und schaukelt sich in Lüften
und schwingt und schwebt empor.
3. Und singt und jubilieret,
so daß es schallt und gellt,
und jauchzt und tirilieret
dem großen Herrn der Welt.
4. Und hast du's schon gesehen,
mein Kind, und hast's gehört,
so wirst du auch verstehen,
was dich das Lerchlein lehrt. i88s.
61. Der hungrige Araber.
August Jakob Liebcskind.
Palmblätter. Durchgesehen und verbessert von Friedrich Adolf Krnmmacher. Neue
Ausgabe. Berlin. 1857. S. 13.
sZuerst in: Palmblätter. Erlesene morgenländische Erzählungen für die Jugend. 1. Teil.
1. Auflage. Jena. 1786. (Vorwort von Johann Gottfried von Herder.) S. 25.]
Ein Araber war verirrt in der Wüste. Zwei Tage
hatte er nichts zu essen und war in Gefahr, vor Hunger
zu sterben. Endlich traf er eine von den Wassergruben
an, aus denen die Reisenden ihre Kamele tränken, und
neben dieser sah er im Sande einen kleinen ledernen Sack
^liegen. „Gott sei gelobt,“ sagte er, als er ihn aufhob und
anfühlte, „das sind, glaub’ ich, Datteln oder Nüsse; wie
will ich mich an ihnen erquicken und laben!“ — In dieser
süßen Hoffnung öffnete er den Sack, sah, was er enthielt,
und rief voll Traurigkeit aus: „Ach, es sind nur Perlen!“
Ü Die Schluft, die Schlucht, eine schmale Tiefe zwischen Felsen
und Bergen; hier wohl so viel als Schlupfwinkel, wohin der Vogel
geschloffen ist (von schliefe, schloff, geschloffen, sich heimlich bewegen).