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es ihnen wieder entrissen, aber zuletzt behielten sie dennoch den Sieg.
Vapoleon mochte schon nach diesem ersten Tage ahnen, daß ihn das
Schlachtenglück verlassen habe; deshalb versuͤchte er am 17. durch
große Versprechungen Osterreich zum Abfall von den Verbündeten
zu verführen, aber vergeblich; am 18. mußte er den verzweifelten
Kampf noch einmal gegen die ganze Macht der vereinigten Feinde
aufnehmen. Dies Mal entbraunte derselbe am heftigsten um das
Dorf Probstheida. Unzählige Opfer wurden dahingerafft, so daß die
Kämpfenden zuletzt über die Haufen der Leichen kaum noch hinweg⸗
steigen konnten. Die drei verbündeten Herrscher sahen von einer
Anhöhe aus die fast übermenschlichen Anstrengungen der Ihrigen.
Als während der Schlacht auch die sächsischen Truppen, welche nur
gezwungen dem fremden Machthaber gefolgt waren, mit klingendem
Spiel und fliegenden Fahnen zu dessen Feinden übergegangen
waren, und nach langem, mörderischem Kampf der Sieg über die
Franzosen auf mehreren Punkten bereits errungen war, thaten die
Fürsten dem Morden Einhalt. Napoleon aber, auf einem Hügel
bei Probstheida neben einer zerfallenen Mühle sitzend, dachte nur
noch an die Rettung. Noch in derselben Nacht begann der Rückzug
der unermeßlichen Scharen, welche der vermessene Kriegsmann zur
Befestigung seiner Weltherrschaft herbeigeführt hatte, die aber jetzt,
tief gedemütigt, froh waren, wenn sie den sichern Rückweg in die
Heimat gewinnen konnten. Bei der wilden Flucht fand der polnische
Fürst Poniatowski, der sich, nachdem die Brücke über die Elster
gesprengt, durch Schwimmen retten wollte, in den Fluten seinen
Tod. Ganze Scharen von Franzosen wurden noch gefangen ge—
nommen. Im ganzen zählten sie ingjenen Tagen 38000 Tote
und Verwundete und 30000 Gefangene, aber auch die Verbündeten
hatten ihren Sieg mit 42000 Toten und Verwundeten erkaufen
üssen. Am 19. Oktober zogen Alexander, Friedrich Wilhelm und
dhe Franz feierlich in Leipzig ein; es war ein großer Augenblick,
als sich die drei Fürsten angesichts ihrer tapferen Scharen die Hände
reichten, um sich zur Errettung Deutschlands und zur Begründung
einer neuen Ordnung der Dinge in Europa Glück zu wünschen.
Man erkannte aber auch, daß der endliche Sieg vor allem Gottes
That war, darum brachte man dem Herrn der Schlachten den ge⸗
bührenden Dank. Ludwig Hahn.
272. Das Lied von Leipzig.
„Wo kommst du her in dem roten Kleid
und färbst das Gras auf dem grünen Plan?“
Ich komme her aus dem Männerstreit,
ich komme rot von der Ehrenbahn.
Wir haben die blutige Schlacht geschlagen,
drob müssen die Mütter und Bräute klagen,
da ward ich so rot.
„Sag an, Gesell, und verkünde mir,
wie heißt das Land, wo ihr schlugt die Schlacht?“