6 B. Das Mittelalter
ctus den Satzungen einer milesischen Sängergilde des 6.Jahrhunderts1
[U. v. Wilamowitz, Sitzungsber. d. Berl. Akad. 1904, 619ff.)-. Unter philtes,
Dionysos' Sohn, als Msymneten (b. i. Gbmann) der Sänger ... beschlossen
die Sänger, eine Niederschrift der Kulthandlungen im heiligtume (des
5 HpoIIon) niederzulegen und diese anzuwenden. Und so ward diese Schrift
niedergelegt. (Folgen Bestimmungen über Opferfeste, dann über die Pro¬
zession nach Didqma:) Wenn die Kranzträger nach Didyma gehen, gibt
die Stadt als Hekatombe drei vollkommene Opfertiere ... Bei dieser Kult¬
handlung assistiert der „König", bekommt aber nicht mehr als die Sänger,
io Und es beginnen die Kranzträger zu opfern dem Kpollon Velphinios
Und Steinwürfel werden getragen zwei, (der eine) wird aufgestellt neben
öer gesäte vor dem Tore.. ., der andere wird nach Didyma an die Tür
gestellt. Nachdem sie das getan haben, gehen sie den breiten weg bis auf
die höhe, von der höhe durch den Wald. Und Choral wird gesungen zu*
i5 erst bei der Hekate vor dem Tore ..dann auf der wiese auf der höhe
bei den Nymphen, dann... bei den Mannsbildern des dhares. — vgl.
Me Inschrift einer noch heute erhaltenen Charesftatue (6.Jahrh, o (Ihr)
öer „heiligen Straße" [Bittenb. SylV 749]: Ich bin dhares, Kleifis’ Sohn,
Herr (der Stadt) Teichiussa, ein Schmuckstück für HpoIIon.
20 Zerstörung Milets und Didymas s. S. 12,3.
2. Kitsparta.
3ur Verfassung und Erziehung [Flut. Lykurg. 13]: (Beschriebene Gesetze gab
£t)furgos2 nicht. . . Denn er glaubte, das, was am allermeisten zur Blüte
des Staates und zur Mannhaftigkeit beitrage, bleibe nur dann unvergäng-
25 lieh erhalten, wenn es dem herzen und der Lebensführung der Bürger ein¬
gegraben fei: der Wille, den die (Erziehung dem jungen Menschen ein-
flöße, wenn sie sich überall an die Kbsicht des Gesetzgebers halte, sei ein
festeres Band als der Zwang... So knüpfte er das ganze Werk feiner
Gesetzgebung an die (Erziehung. — [10] (Die (Einrichtung der Syffitien)
30 bestand darin, daß man zusammenkam und miteinander speiste zu allge¬
mein festgesetzten Mahlzeiten. Niemand also durfte sich zu hause pflegen,
etwa auf kostbaren Teppichen sich an ebenso kostbare Tische legen und sich
im geheimen durch Bäcker und Köche füttern lassen wie ein gefräßiges Tier;
denn das verweichlicht und verdirbt Seele und Leib, der dann jeder Be-
35 gierde und Völlerei ergeben ist .. . Noch wichtiger war, daß durch die ge¬
meinsame Tafel und die dürftigen Mahlzeiten die Bedeutung des Reich¬
tums ... völlig aufgehoben wurde. Tafelluxus gab es ganz und gar nicht...,
1 vie in altertümlicher Sprache gehaltene Urkunde gibt einen Begriff von
dem religiösen Leben der Zeit. Der „König" ist nur noch „der geistliche Re¬
präsentant der Stadt"; die „Steinwürfel" sind Symbole Apollons, der „breite
Weg" ist die heilige Straße von Milet nach dem Kpollontempel v. Didyma. vgl
die ausgrabungsberichte der Kgl. Museen in Berlin; 3iebarth, Kulturbilder aus
griech. Städten S. 64ff. (aus Natur u. (Seiftesro. Bd. 131.) 2 hier erscheint
als die Tat eines Mannes, was das Produkt historischer Entwicklung ist.