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Das Wasser des Sees ist klar, bitter schmeckend und bat von
seinem starken Salzgehalte eine solche spezische Schwere, dals
der menschliche Körper kaum darin untertauchen Kann. Der See
hat keinen sichtbaren Abfluss und entladet sich, vie es scheint, nur
auf dem Wege der Verdunstung, welche durch die Gluthitze, die
in dieser Erdspalte herrscht, ausserordentlich ist, der ihm zuströmen-
den Gewässer, von denen schon der Jordan allein ohne die zabl-
reichen Bäche auf der Ostseite täglich etwa 6 Millionen Tonnen
ihm zuführt. Weleh ein lebendiges Wirken und Weben unsichtbarer
Naturkräfte an einem Orte, wo das Auge meist vergebens nach
einer Spur und Regung des organischen Lebens sucht! Rein Fisch
lassst sich in dieser Flut entdecken; denn die wenigen, welche mit
dem Jordan hereinziehen, müssen alsbald ihre Wanderschaft mit
dem Leben büssen. Rein Schiff, kein Wasservogel durchrudert den
dee, keine Muschel liegt am Gestade, welches weithin mit einer
dalzkruste überzogen, vegetationsleer und mit zerstreut liegenden
Treibholastâmmen bedeckt ist, die, von weisser Salzlauge durch-
drungen, unverbrennlich sind, denn im Minter erhöhet sich der
Wasserspiegel durch die überflutenden Gebirgsströme um mebhr als
10 Puls.
An einzelnen Stellen, vie an der Mündung des Arnon, welche
ein 60 Fuss breites Felsenthor, von riesenhohen, senkrechten Sand-
steinwänden überragt, bildet, und gegenüber am Westufer bei
Engeddi, wo die Ziegenquelle mündet, einst durch die Balsamgãrten
und Weinberge Salomos berühmt, ist die Gegend sogar malerisch,
und das Grün der Schluchten zieht sich bis an den Wasserspiegei
des Sees. An solchen Stellen wird der Wanderer auch durch den
Morgengesang zahlreicher Vögel überrascht, und Raubvõgel um-
schweben die Höhen der Bergspitzen. Sonst ruhet Totenstille auf
dieser erhabenen Einöde.
Stiege nicht da und dort eine Rauchsäule aus den Nieder-
lassungen der Araber, welche auf den jenseitigen Bergen Holzkohlen
oder Soda brennen, ginge nicht vielleicht ein Karavanenzug durch
die sudliche Furt, hörte man nicht das Glöckehen der Saumtiere,
die mit Salz oder Asphalt beladen am jähen Felsensteg empor-
klimmen, so stände man auf dem Klippenrande des Toten Meeres
mit der Empfindung tiefster Verlassenheit wie der letzte Mensch
auf den Trümmern seiner Erde. Und doch lag hier vor Zeiten
das blühende Siddim, um dessen Triften sich Lots und Abrabams
Knechte stritten, denn diese Gegend war wasserreich als ein Garten
des Herrn gleichwie ägyptenland. Hier lebten die Bevwolner von
dodom und Gomorrha, durch die freiwillige Ergiebigkeit des Bodens
der Arbeit und dem Ernste des Lebens entwöhnt, in verbrecherischer
UÜppigkeit, bis die Erde unter ihnen ihren Mund aufthat, und eine
Nacht des Gerichts sie in die grauenvolle Tiefe hinabstiels.
Nach Võlter und Balsler.
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