wieder aufzunehmen, und wird auch kein anderer so vermessen sein,
die Erlösung zu wagen. Drum werden die Gebeine des Räubers
dort im feuchten Gruünde auf unrechtem Gute ruhen bis zum Tage
des Gerichts. Seiffart.
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39. Der wilde Jäger.
Der Wild⸗ und Rheingraf stieß ins
Horn;
Wallo, hallo, zu Fuß und Roß!“
Sein Hengst erhob sich wiehernd vorn;
Laut rasselnd stürzt hin nach der Troß;
Laut klifft und klafft es, frei vom
Koppel,
Durch Korn und Dorn, durch Heid'
und Stoppel.
Vom Strahl der Sonntagsfrühe war
Des hohen Domes Kuppel blank.
Zum Hochamt rufte dumpf und klar
Der Glocken ernster Feierklang.
Fern tönten lieblich die Gesänge
Der andachtsvollen Christenmenge.
Rischrasch quer übern Kreuzweg ging's
Vit Horridoh und Hussassa;
Sieh' da! Sieh', da kam rechts und links
Ein Reiter hier, ein Reiter da!
Des rechten Roß war silbersblinken,
Ein Feuerfarb'ner trug den linken.
Wer waren Reiter links und rechts?
Ich ahn' es wohl, doch weiß ich's nicht;
Lichthehr erschien der Reiter rechts
Mit mildem Frühlingsangesicht.
Graß, dunkelgelb der linke Ritter,
Schoß Blitz' vom Aug' wie Ungewitter.
„Willkommen hier zu rechter Frist,
Willkommen zu der edlen Jagd!
Auf Erden und im Himmel ist
Kein Spiel, das lieblicher behagt.“ —
Er rief's, schlug laut sich an die Hüfte
Und schwang den Hut hoch in die Lüfte.
„Schlecht stimmet Deines Hornes
Nlang⸗,
Sprach der zur Rechten sanften Muts,
„Zu Feierglock' und Chorgesang.
Kehr' uͤm ! erjagst Dir heut' nichts Guts.
Laß Dich den guten Engel warnen
Und nicht vom Bösen Dich umgarnen!“
„Jagt zu, jagt zu, mein edler Herr!“
Fiel rasch der linke Reiter drein,
„Was Glockenklang? Was Chorge—
plärr?
Die Jagdlust mag Euch baß erfreu'n!
Laßt mich, was fürstlich ist, Euch lehren
Und Euch von jenem nicht bethören!“ —
„Ha! wohlgesprochen, linker Mann!
Du bist ein Held nach meinem Sinn.
Wer nicht des Weidwerks pflegen kann,
Der scher' ans Paternoster hin!
Mag's frommer Narr, Dich baß ver—
drießen,
So will ich meine Lust doch büßen!“ —
Und hurre hurre, vorwärts ging's,
Feldein und -aus, bergab und -an.
Stets ritten Reiter rechts und links
Zu beiden Seiten nebenan:
Auf sprang ein weißer Hirsch von ferne
Mit sechzehnzackigem Gehörne.
Und lauter stieß der Graf ins Horn
Und rascher flog's zu Fuß und Roß!
Und sieh'! bald hinten und bald vorn
Stürzt einer tot dahin vom Troß.
„Laß stürzen! Laß zur Hölle stürzen!
Das darf nicht Fürstenlust verwürzen.“
Das Wild duckt sich ins Ährenfeld
Und hofft da sichern Aufenthalt.
Sieh' da! ein armer Landmann stellt
Sich dar in kläglicher Gestalt:
„Erbarmen, lieber Herr, Erbarmen!
Verschont den sauern Schweiß des
Armen!“
Der rechte Ritter sprengt heran
Und warnt den Grafen sanft und gut;
Doch baß hetzt ihn der linke Mann
Zu schadenfrohem Frevelmut.
Der Graf verschmäht des rechten
Warnen
Und läßt vom linken sich umgarnen.
„Hinweg, Du Hund“, schnaubt
fürchterlich
Der Graf den armen Pflüger ang
Sonst hetz' ich selbst, beim Teufel, Dich.
Hallo, Gesellen, drauf und dran!
Zum Zeichen, daß ich wahr geschworen,
Knallt ihm die Peitsche um die Ohren!“
Gesagt, gethan. Der Wildgraf schwang
Sich übern Hagen rasch voran,
Und hinterher bei Knall und Klang
Der Troß mitHund, mit Roß und Mann;
Und Hund und Roß und Mann zer—
stampften
Die Halme, daß der Acker dampfte.