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Wiege und Sarg, an beiden wird gebetet. — Fromme Wünsche, Ge—
danken und Gefühle steigen aus dem Herzen der Eltern zum Himmel auf,
wenn sie an dem harmlosen Lager des Kindes stehen. Um Glück und Segen
für den Liebling beten sie zu Gott. Auch an dem Sarge beten wir. Wir
beten für den Toten. Wir beten für ihn um ein gnädiges Gericht, um
Himmelsfrieden und Seligkeit. Wir beten für uns um Weisheit für das
Leben und das Sterben.
Wiege und Sarg, — immerdar werdet ihr Menschen bergen. Oft, ach!
— stehet ihr nahe aneinander, oft kaum eine Spanne weit getrennt. Doch
nahe oder fern, ihr beide seid Wiegen, die eine: Wiege für die Erde, —
die andere: Wiege für den Himmel. —
Würkert.
84. Sprüche.
E
Ein Gott ist, der die Welt regiert.
Oft denkt der Mensch in seinem Wahn:
Ich hab dies Werk zum Ziel geführt,
und Gott hat es gethan.
D. Schubart.
II.
Ach, der Kranz des Lebens ist
nur gewebt aus Stunden.
Eile, denn die kurze Frist
ist so bald entschwunden.
Nur wer strebend Kräfte übt,
sagt mit Recht, er lebe;
nur der Zweig, der Trauben giebt,
haftet an der Rebe.
Georgi.
III.
Zur rechten Stunde strahlt die Sonne;
zur rechten Zeit die Wolken ziehn.
Zur rechten Stunde kommt die Wonue;
zur rechten Zeit die Freuden fliehn.
Was dir die Zeit befiehlt, vollende
mit Kraft und unverdroßnem Mut,
und sieh, du sprichst zuletzt am Ende:
„So wie es kam, so war es gut!“
E. Rittershaus
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