7νν
LMartin Luther.
(1483 1546)
88. Eine feste Burg ist unser Gott.
Ein feste burg ist vnser Gott, ein gute wer vnd waffen.
Er hilft vns frei aus aller not, die vns itzt hat betroffen.
Der alt böse feind, mit ernst ers itzt meint,
groß macht vnd vil list sein grausam rüstung ist,
auf erd ist nicht seins gleichen.
Mit vnser macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren.
Es streit für vns der rechte man, den Gott hat selbs erkoren.
Fragstu, wer der ist? er heißt Ihesus Christ,
der Herr Zebaoth, vnd ist kein ander Gott,
das feld muß er behalten.
Und wenn die welt voll teufel wer vnd wollt vns gar verschlingen,
so fürchten wir vns nicht so ser, es soll vns doch gelingen.
Der fürst diser welt, wie sawr er sich stelt,
tut er vns doch nicht, das macht, er ist gericht,
ein wörtlein kann jn fellen.
Das wort sie sollen laßen stan vnd kein dank dazu haben.
Er ist bei vns wohl auf dem plan mit seinem Geist vnd gaben.
Nemen sie den leib, gut, er, kind vnd weib:
laß faren dahin, sie habens kein gewin,
das reich muß vns doch bleiben.
89. Aus Luthers Tischreden.
1. „Anno 1536 den sechsten September stunden des Doktors Kindlein
an dem Tisch, sahen mit allem Fleiß auf das Obst und Pfirsichen, so auf
dem Tisch stunden. Da das der Doktor sah, sprach er: „Wer da sehen
will ein Bild eines, der sich in Hoffnung freuet, der hat hier ein recht
Konterfei. Ach, daß wir den jüngsten Tag so fröhlich in Hoffnung könnten
ansehen!“
2. „Unter allen Gaben Gottes ist Reden die allerschönste und herr—
lichste, dadurch allein der Mensch von allen Tieren unterschieden ist. Sonst
sind etliche Tiere, die in andern Gaben den Menschen übertreffen, etliche
mit dem Gesicht, etliche mit dem Gehör, etliche mit Riechen; aber keins
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