— 5 —
mit all den Seinen aus der Stadt dem Könige entgegen, stellte die verlangten
Geiseln und versprach unter Eid dem Könige und den Franken die Treue
zu bewahren. Seinem Beispiele folgten alle die übrigen Groden und Fürsten
der Slawen und unterwarfen sich der Macht des Königs.
Nachdem nun das Volk unterjocht und die geforderten Geiseln aus-
geliefert waren, zog der König auf demselben Wege, auf dem er gekommen
war, nach der Elbe zurück, führte das Heer über den Fluß, ordnete, so
gut es die Zeit erlaubte, die sächsischen Angelegenheiten und trat den Rück-
weg nach Franken an.*)
Kaiser Otto I. Slawenkrieg. (Teil I, S. 70.)
Die dauernde Besitznahme der Slawenländer durch die
Deutschen. (I, S. 94.)
3. (3.) Markgraf Awrecht der Aar gewinnt die Stadt
Brandenvnrg. 1157.
Heinrich von Brandenburg: Abhandlung über die Stadt Brandenburg. Der
Verfasser war um 1200 Prior in Brandenburg und schrieb seine Erzählung wahrscheinlich
als Jüngling, mithin als jüngerer Zeitgenosse Albrechts. Sein Bericht ist die wert-
vollste Aufzeichnung über die ältere Geschichte der Mark Brandenburg und findet sich
bei Giesebrecht, Geschichte der deutschen Kaiserzeit, IV. Bd.. Anhang. Übersetzt bei
Fr. Zurbonsen, Quellenbuch zur brandenburgisch-preußischeu Geschichte. Berlin 18k9 S. 5.
Nachdem in endlosem Kreislauf der Jahre seit der Gründung der Stadt
Brandenburg die Zeiten der Heidenfürsten elendig unter dem Heiden-
tum dahingegangen waren, erlangte Heinrich, mit slawischem Namen Pribis-
laus, ein Verehrer des christlichen Namens, durch rechtmäßige Nachfolge
in seinem väterlichen Erbe endlich mit Zulassung Gottes die Herrschaft über
diese Stadt und das ganze umliegende Gebiet (das Havelland). In der-
selben Stadt wurde ein abscheuliches dreiköpfiges Götzenbild (Triglaff) von
den verblendeten Menschen als Gott verehrt. Der Fürst Heinrich, der
die Hingebung seines Volkes an den so garstigen Götzendienst auf das
höchste verabscheute, suchte es daher auf alle Weife zu Gott zu be-
kehren. Und da er keinen Erben hatte, so setzte er den Markgrafen
Albrecht als Nachfolger in seiner Herrschaft ein und schenkte dessen Sohn
Otto, als er ihn aus dem Waffer der heiligen Taufe hob, die ganze Zauche,
nämlich das südliche Land Obule als Pate. Nachdem er im Laufe der Zeit
viele deutsche Fürsten sich treu in Freundschaft verbunden, den Götzendienst
unterdrückt und die Räuber ziemlich ausgerottet, lebte er, da er weit und
breit Ruhe hatte, mit seiner Gemahlin Petrussa in dem Wunsche nach Frieden.
Als er aber bereits vom Alter gebrochen, hinfällig zu werden begann,
erinnerte er seine Gemahlin getreulich daran, daß er dem Markgrafen Albrecht
die Stadt Brandenburg für den Fall feines Todes versprochen habe. Bald
darauf wurde er vom Fieber befallen und daniedergeworfen. Er entschlief
treu, wie wir hoffen, in dem Herrn.
•) Nach den Lorscher Jahrbüchern beteiligten sich an dem Zuge gegen die Wilzea
auch Franken, Sachsen und Friesen und von den Slawen Obotriten und Sorben.