Full text: [Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband]] ([Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband]])

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alle fest an seine göttliche Sendung glaubten. Er gebot ihnen oft wieder— 
holte Waschungen, täglich fünfmal zu beten, reichlich Almosen auszuteilen, 
uͤnd schilderte ihnen die Belohnungen des Frommen nach dem Tode, wie 
sie den sinnlichen Morgenländer am meisten ansprechen mußten. Erst im 
vierten Jahre trat er mit seiner Lehre, die er den JI8Slam (Glauben) nannte, 
dreister hervor und teilte ihn zunächst seiner Familie, dann auch andern mit. 
Aber nur wenige glaubten an ihn; die meisten hielten ihn für einen Wahn— 
sinnigen oder für einen gefährlichen Betrüger; ja, es verschwor sich sein 
eigener Stamm gegen sein Leben, und nur eine schleunige Flücht aus Mekka 
io konnte ihn retten. Er ging nach Medina, wo ihn die Einwohner, weil sie 
Feinde der Mekkaner waren, gut aufnahmen und als Propheten anerkannten. 
Daher wird vom Jahre seiner Flucht (Hedschra), 622, der Anfang seiner 
Herrschaft und die Stiftung seiner Religion gerechnet, und noch heute rechnen 
die Mohammedaner ihre Jahre danach. In Medina wurde er aber nicht 
nur als Prophet, sondern auch als König verehrt. Er sammelte nun seine 
Anhänger, bewaffnete sie und führte den wilden, begeisterten Haufen gegen 
seine Feinde. Besonders nützlich war ihm aber die Lehre, daß, wer für 
den Islam den Tod fände, geradezu ins Himmelreich käme, wo seine Wunden 
wie der köstlichste Ambra dufteten und die köstlichsten Freuden seiner warteten. 
»o Auch schärfte er seinen Anhängern ein, daß über jedem Menschen ein un— 
widerrufliches Schicksal walte. Wer also sterben sollte, fände seinen Tod 
auch daheim; wen aber Gott erhalten wolle, der würde auch unter den 
Schwertern seiner Feinde bewahrt. Dies nennt man den Türkenglauben. 
Nach einer siebenjährigen Abwesenheit eroberte Mohammed Mekka und 
25 bald darauf ganz Arabien; wer seine Lehre nicht annehmen wollte, wurde 
dazu mit Gewalt der Waffen gezwungen. Er starb 632, nachdem er den 
Seinigen ausdrücklich eingeschärft hatte: „Streitet wider alle die, welche an 
keinen Gott und an keinen Tag des Gerichts glauben, aber auch gegen die 
Juden und Christen, bis sie euch Tribut zahlen und sich unterwerfen.“ In 
o Medina liegt er begraben. Seine Anhänger nannten sich Gläubige oder 
Moslemin, woraus der Name Muselmänner entstanden ist. Seine Lehren 
und Aussprüche wurden nach seinem Tode in ein Buch zusammengetragen, 
welches Koran genannt wird. 
55. Hoffnung. 
Schiller. 
1. Es reden und träumen d Men chen 
viel 
Von bessern künftigen Tagen, 
Nach einem glücklichen, goldenen Ziel 
Sieht man sie rennen und jagen. 
Die Weltwird alt und wird wieder jung, 
o Doch der Mensch hofft immer Ver— 
hbesserung 
2. Die Hoffnung führt ihn ins Leben 
ein, 
Sie umflattert den fröhlichen Knaben, 
5 Den Jüngling locket ihr Zauberschein, 
35 
Sie wird mit dem Greis nicht begraben; 
Denn beschließt er im Grabe den müden 
Laufsf 
Noch am Grabe pflanzt er dn rsunn 
auf. 
3. Es ist kein leerer, schmeichelnder 
Wahn, 
Erzeugt im Gehirne des Thoren; 
Im Herzen kündet es laut sich an: 
Zu was Besserm sind wir geboren. 
UÜUnd was die innere Stimme spricht, 
Das täuscht die hoffende Seele nicht.
	        
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