Full text: [Schulj. 6, [Schülerbd.]] (Schuljahr 6, [Schülerband])

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draußen im Stalle schellt oder brüllt eins oder das andere 
in der Herde. Die Sennerin ist meist eine starke Vier¬ 
zigerin, die ’s ihr Lebtag verstanden, mit den Kühen und 
mit der Butterbereitung umzugehen. Und der Almbub’, 
der weiß oft selbst kaum, ist er in den Dreißigern oder 
Vierzigern; er weiß nur, daß er schon eine bedeutende 
Weile auf dieser Welt ist; außer den Namen der Rinder 
und den Erinnerungen an manches treffliche Schmalzmus, 
so er auf der Alm genossen, beschwert ihm nichts den 
Kopf. Die Rinder sind ihm sehr zugetan, als ob er einer 
der ihren wär’. 
Die Sennhütten stehen häufig in Dörfern beisammen, 
und es herrscht darin großer Gemeinsinn. ln jedem Senn¬ 
dorfe ist eine Person gewählt, die zu sehen hat, daß die 
Parteien sich nicht gegenseitig an Weideplätzen, Heu und 
Streu benachteiligen. Meist ist das eine ältliche Magd oder 
ein Mann, der ferner die Obliegenheit hat, die Bewohner 
der Hütten zu den Gebetsstunden aufzurufen. Da tritt er 
des Abends, wenn in den entfernten Tälern die Glocken 
klingen, auf einen freien, erhöhten Platz und singt durch 
einen Milchtrichter, damit es einen lauten Ton gibt, ein 
frommes Lied. Darauf kommen sie, besonders an den 
Samstagen, alle zusammen und verrichten gemeinschaftlich 
ihre Andacht. 
Tatsache ist, daß das Geschlecht der Rinder im Ge¬ 
birge ein gut Teil Verstand und Klugheit mehr besitzt. Die 
Kühe haben ihre eigenen Namen, bei denen sie gerufen 
werden, und jede kennt den ihren. Gegen Abend ziehen 
die Sennerinnen aus und rufen den Kuhreigen: „Wo bist 
du denn, mei Gamslo, mei Hirschlo? he do, he do! 
Kriagst an Klee, kriagst a woachi Streu, kriagst a Federl 
Heu. Seh Koissl, seh, kimm, Koissl, he do!“ Auf solchen 
Ruf kommen sie mit ihren Glocken und Schellen heran¬ 
gezogen von allen Seiten, ernst und behäbig, besonders die 
Glockenträgerinnen, die sich auf ihr Geläute nicht wenig 
einbilden. Eine Glockenkuh beträgt sich stets gemessen 
und gesetzt und begeht fast niemals eine Torheit wie die 
andern, die hüpfen und blöken, gegeneinander mit den
	        
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