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draußen im Stalle schellt oder brüllt eins oder das andere
in der Herde. Die Sennerin ist meist eine starke Vier¬
zigerin, die ’s ihr Lebtag verstanden, mit den Kühen und
mit der Butterbereitung umzugehen. Und der Almbub’,
der weiß oft selbst kaum, ist er in den Dreißigern oder
Vierzigern; er weiß nur, daß er schon eine bedeutende
Weile auf dieser Welt ist; außer den Namen der Rinder
und den Erinnerungen an manches treffliche Schmalzmus,
so er auf der Alm genossen, beschwert ihm nichts den
Kopf. Die Rinder sind ihm sehr zugetan, als ob er einer
der ihren wär’.
Die Sennhütten stehen häufig in Dörfern beisammen,
und es herrscht darin großer Gemeinsinn. ln jedem Senn¬
dorfe ist eine Person gewählt, die zu sehen hat, daß die
Parteien sich nicht gegenseitig an Weideplätzen, Heu und
Streu benachteiligen. Meist ist das eine ältliche Magd oder
ein Mann, der ferner die Obliegenheit hat, die Bewohner
der Hütten zu den Gebetsstunden aufzurufen. Da tritt er
des Abends, wenn in den entfernten Tälern die Glocken
klingen, auf einen freien, erhöhten Platz und singt durch
einen Milchtrichter, damit es einen lauten Ton gibt, ein
frommes Lied. Darauf kommen sie, besonders an den
Samstagen, alle zusammen und verrichten gemeinschaftlich
ihre Andacht.
Tatsache ist, daß das Geschlecht der Rinder im Ge¬
birge ein gut Teil Verstand und Klugheit mehr besitzt. Die
Kühe haben ihre eigenen Namen, bei denen sie gerufen
werden, und jede kennt den ihren. Gegen Abend ziehen
die Sennerinnen aus und rufen den Kuhreigen: „Wo bist
du denn, mei Gamslo, mei Hirschlo? he do, he do!
Kriagst an Klee, kriagst a woachi Streu, kriagst a Federl
Heu. Seh Koissl, seh, kimm, Koissl, he do!“ Auf solchen
Ruf kommen sie mit ihren Glocken und Schellen heran¬
gezogen von allen Seiten, ernst und behäbig, besonders die
Glockenträgerinnen, die sich auf ihr Geläute nicht wenig
einbilden. Eine Glockenkuh beträgt sich stets gemessen
und gesetzt und begeht fast niemals eine Torheit wie die
andern, die hüpfen und blöken, gegeneinander mit den