Full text: Mit einer Einleitung, Übersicht der Satz- und Interpunktionslehre und Tabelle der Präpositionen (Teil 4 = 6. Schulj. (Quarta), [Schülerbd.])

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nach West oder umgekehrt sich ausdehnen und nirgends, soweit wir bis— 
jetzt die Sahara kennen, von Norden nach Süden streichen. Manche Dünen 
haben eine Höhe von 3400 Fuß. In der Regel ist die den herrschenden 
Winden abgekehrte Seite sehr steil, 35 — 400, sodaß man oft Stufen auf⸗ 
wühlen muß, um mit den Kamelen hinaufzukommen, und an Dünen von 
kompaktem Sande hängt sogar stellenweis der Kamm oben über, gerade 
wie eine im Überstürzen begriffene Welle. Die andere, dem Winde zuge— 
kehrte Seite fällt dagegen flach und leicht gekräuselt ab. Eine Verschiebung 
des Standpunkts, ein Vorrücken der Dünen ist in der Richtung von Nord 
nach Süd nicht wahrzunehmen. Fände eine solche Vorwärtsbewegung statt, 
so würden die tief ausgetretenen Karawanenwege, welche, wie der von Ain— 
Ssala nach Rhadames, hart an den Südwänden hoher Dünen hinlaufen, 
schon unter dem Sande verschwunden, oder die Seeen der Dase des Jupiter 
Ammon von Dünensand zugeschüttet sein. 
So mannigfache und bedeutende Veränderungen aber der Wind in 
den Sandmassen, ihrer Gestaltung und Lagerung hervorzubringen ver— 
mag, so gehört es doch in das Reich der Fabeln, daß ein Wüstensturm, 
und sei er noch so heftig, die Gewalt habe, Karawanen unter Sand zu 
begraben. Menschen und Tiere, wenn sie genügend mit Wasser und Nah— 
rung versehen sind, werden immer Kraft genug behalten, den angewehten 
Sand von sich abzuschütteln. Gegen das Eindringen desselben in Auge, 
Mund und Nase kann man sich durch Umhüllung des Kopfes mit Tüchern 
oder andern Kleidungsstücken schützen. Allerdings liegen im Sande der 
Sahara nicht bloß einzelne Gerippe, sondern ganze Gruppen bei einander, 
aber nicht ein Orkan hat die Menschen und Tiere, denen sie angehörten, 
getötet, sondern sie sind wegen Wassermangels an Durst und Erschöpfung 
umgekommen. Als geschichtlich beglaubigte Thatsache gilt, daß ein Heer, 
welches Kambyses, König der Meder und Perser, im Jahre 525 vor Chr. 
zur Eroberung des Jupiter-Ammon-Tempels aussandte, auf dem Marsch 
durch die Wüste zu Grunde ging. Wenn aber weiter berichtet wird, das 
Heer sei am achten Tage, nachdem es von Theben ausgezogen, durch die 
Sandwirbel eines gewaltigen Südsturms vollständig verschüttet worden, so 
muß ich diese letztere Angabe in Zweifel ziehen. Die Ursache des Unter— 
gangs wird eben Mangel an Lebensmitteln gewesen sein; die Armee hatte 
sich vielleicht verirrt, oder sie war absichtlich vom Wege abgelenkt worden. 
Ein Reisender wollte sogar in aufgefundenen Knochenhaufen die Überreste 
des Kambyses'schen Heeres erblicken; allein wie könnten die Knochen zu 
Tage liegen, wenn eine Sandüberwehung stattgefunden hätte! Es wird 
auch von der Verwehung einer Karawane von 2000 Menschen, die sich 
im Jahre 1805 ereignet habe, erzählt. Aber der Reisende Minutoli schreibt 
schon: „Das Heer des Kambyses und die Karawane von 2000 Mann,
	        
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