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106. Die Provinz HessenNassau.
Fischerboote und andere kleine Fahrzeuge. Tagelang könnte man an
Ufer stehen und dem geschäftigen Treiben zusehen. Dort kommt ui
schwerfälliger Dreimaster mit den Schätzen Brasiliens beladen, hier
segelt ein schlanker Dampfer nach dem Kapland ab, neben dem heim⸗
gekehrten Walfischfahrer liegt der stattliche Ostindienfahrer, und neben
dem amerikanischen Kauffahrteischiffe rauscht der englische Postdampfel
vorüber. Welch Knarren der Halteseile, welch Klappern der Taue.
welch Flattern der Segel, welch Gemisch der verschiedenen Tracht
und Sprachen, und dazwischen der Kommandoruf der Kapitäne un
das langgezogene Taktlied der Matrosen!
Auf den Straßen und Gassen herrscht ein reges Leben. Da
drängen sich die Frucht- und Blumenhändlerinnen aus den Vierlanden/
Wasser- und Milchverkäufer, Schiffer und Lotsen in ihren kurzen Jacken
lautkreischende Ausrufer, Geschäftsleute, Karren, Omnibus, Droschken und
Equipagen. Augen und Ohren ermüden von dem Sehen und Hören.
Der Neubau, der Stadtteil, welcher nach dem großen Brande
im Jahre 1842 aufgeführt wurde, macht Hamburg zur glänzendsten
Stadt Deutschlands. Der Gesamteindruck desselben ist uherordeutlich
großartig. Den Glanzpunkt dieses Stadtteiles bildet das Alster⸗
bassin, das auf drei Seiten von den langen Palastreihen des neuen
und alten Jungfernstiegs und des Alsterdammes eingerahmt is
Baumreihen umgeben das prächtige Wasserbecken, welches von zahlreichen
Gondeln und kleinen Dampfschiffen belebt wird. In Neu-⸗Hamburg be⸗
findet sich der schönste Kirchenbau Norddeutschlands, die Nikolailitd
sowie die Börse, wo sich zwischen 1 und 2 Uhr an 3000 bis 400
Industrielle, Kaufleute, Banquiers, Mäkler und andere Handeltreibende
versammeln, um ihre Geschäfte zu ordnen.
Neben dem Handel und großenteils mit ihm in unmittelbarer
Verbindung stehend hat Hamburg auch eine bedeutende Industrie. Die
Bevölkerung Hamburgs ist in fortwährendem Steigen begriffen; gegen⸗
wärtig beträgt dieselbe nahe an 400000. Bräunlich.
106. (110.) Die Provinz Hessen-Nassau.
Die Provinz Hessen-Nassau ist nach dem Kriege von 1866 vel
zugsweise gebildet worden aus dem ehemaligen Kurfürstentum Hessen
dem Herzogtum Nassau, der vormals freien Reichsstadt Irautfutt
am Main und dem landgräflich hessenhomburgischen Amte Homburg
Sie ist zwar unter den zwölf Provinzen der preußischen Monarchie mit
ihren 288 Quadratmeilen die kleinste, übertrifft aber die meisten derselben