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5. „Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?
Meine Töchter sollen dich warten schön;
meine Töchter führen den nãchtlichen Reih'n
und wiegen und tanzen und singen dich ein.“
6. „Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düstern Ort?““
„Mein Sohn, mein Sohn, ich seh' es genau;
es scheinen die alten VWeiden so grau.?
T. lch liebe dich. mich reizt deine schõne Gestalt
und bist du nicht willig, so brauch' ich Gewalt!“
„„Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an!
Erlkönig hat mir ein Leids getan!““
8. Dem Vater grauset's, er reitet geschwind,
er hält in den Armen das ächzende Kind,
erreicht den Hof mit Müh und Not;
in seinen Armen das kind war tot.
J. V. v. Goethe.
11. Ein guter Sohn, der im Glücke sich seiner
geringen Eltern nicht schämt.
3 n dem Regimente des berühmten, von Friedrich dem Großen hoch
geehrten Generals von Zieten stand auch ein Rittmeister, mit Namen
Kurzhagen, Er war klug, tapfer und hatte ein kindliches Gemüt. Seine
Eltern waren arme Landleute im Mecklenburgischen. Mit dem Ver—
dienstorden rückte er nach Beendigung des siebenjährigen Krieges in
Parchim ein.
Die Eltern waren von ihrem Dörfchen nach der Stadt gekommen,
um ihren Sohn nach Jahren wieder zu sehen, und erwarteten ihn auf
dem Markte. Wie er sie erkannte, sprang er rasch vom Pferde und
umarmte sie unter Freudentränen. Bald darauf mußten sie zu ihm
ziehen und aßen allezeit mit an seinem Tische, auch wenn er vornehme
Gäste hatte.
Einst spottete ein Offizier darüber, daß Bauern bei einem Ritt—
meister zu Tische säßen. „Wie sollte ich nicht die ersten Wohltäter
meines Lebens dankbar achten?“ war seine Antwort. „Ehe ich des
Königs Rittmeister wurde, war ich ihr Kind.“
Der brave General von Zieten hörte von diesem Vorfalle und bat
sich selbst nach einiger Zeit mit mehreren Vornehmen bei dem Ritt—