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8. Das Lächeln im Tode.
Ein frommer Greis war dem Tode nahe, und seine Kinder und
Enkel standen um sein Sterbebett. Er schien zu schlafen und lächelte
dreimal mit geschlossenen Augen. Als er die Augen wieder öffnete, fragte
einer seiner Söhne, warum er denn dreimal gelächelt habe.
Der fromme Greis sagte: „Das erste Mal gingen alle Freuden
meines Lebens an mir vorüber — und ich mußte lächeln, daß die Menschen
dergleichen Seifenblasen für etwas Wichtiges ansehen können.
Das zweite Mal erinnerte ich mich an alle Leiden meines Lebens
— und freute mich, daß sie nun für mich ihre Dornen verloren haben,
und die Zeit da ist, wo sie mir Rosen bringen werden.
Das dritte Mal gedachte ich des Todes — und mußte lächeln, daß
die Menschen diesen Engel Gottes, der sie von allen Leiden befreien und
in die Wohnungen ewiger Freuden einführen will, so gar fürchten und
scheuen können.“ Ch. v. Schmid.
9. Die Hoffnung.
2. Die Hoffnung führt ihn ins Leben ein,
sie umflattert den fröhlichen Knaben,
den Jüngling begeistert ihr Zauberschein,
sie wird mit dem Greis nicht begraben;
denn, beschließt er im Grabe den müden Lauf
noch am Grabe pflanzt er die Hoffnung auf.
1. Es reden und träumen die Menschen viel
von besseren künftigen Tagen.
Nach einem glücklichen, goldenen Ziel
sieht man sie rennen und jagen.
Die Welt wird alt und wird wieder jung,
doch der Mensch hofft immer Verbesserung.
3. Es ist kein leexer, schmeichelnder Wahn,
erzeugt im Gehirne des Thoren.
Im Herzen kündet es laut sich an,
zu was Besserem sind wir geboren.
Und was die innere Stimme spricht
das täuscht die hoffende Seele nicht.
Fr. v. Schiller.
10. Wenn deine lieben von dir geh'n.
L. Wenn deine Lieben von dir geh'n,
blick' auf in deinen Thränen!
Gott will, du sollst gen Rimmel seh'n
und dich nach oben sehnen.
2. Und schied ex durch des Todes Hand
dich von den Lieben allen,
so wirst du nach dem Vaterland
nux um so leichter wallen.
3. Ein Pilger gehst du durch die Welt,
die Heimat aufzufinden;
bricht ab der Tod dein Wanderzelt,
wird all dein Kummer schwinden.
4. Die letzten Thränen sind geweint,
nichts kann dich mehr betrüben,
du bist auf Ewigkeit vereint
mit allen deinen Lieben. J. Sturxm.