Full text: [Teil 5 = (5. Schulj.), [Schülerbd.]] (Teil 5 = (5. Schulj.), [Schülerbd.])

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und mache deinen Frieden mit ihm, auf daß du ihn hinfort zum Freunde 
habest; denn wahrlich, er wird ein König und Herr vieler Völker sein.“ 
Eberhard und die Großen gelobten unter Thränen, den letzten Willen 
des Königs zu erfüllen und sich vor dem Sachsenherzog, der sich als 
Feind des Königs und der Franken erwiesen hatte, zu beugen. Kaum 
war Konrad tot, so brachte Eberhard die Reichskleinodien zu Heinrich 
und veranstaltete eine Versammlung zu Fritzlar, wo dieser von den 
Sachsen und Franken zum König erwählt wurde. 
So vergaß Konrad auf seinem Sterbelager in edler Sorge für das 
Wohl des Vaterlandes hochherzig das Wohl seiner Familie. Er unter— 
drückte die bitteren Gefühle seines Herzens und bestimmte seinen Feind 
statt seines Bruders zu seinem Nachfolger, weil er überzeugt war, daß 
Heinrichs Macht und Tugenden Deutschlands Einheit und Größe begründen 
würden. Daher Ehre seinem Namen! Nach H. W. Stoll. 
101. Heinrich J. 
Heinrich L.. mit dem die Reihe der Kaiser aus dem Stamme der 
Sachsen beginnt, war ein gar trefflicher Herrscher. Um die äußeren Feinde 
des Reiches, vor allem die schrecklichen Ungarn zu bekämpfen, war Heinrichs 
Macht anfänglich noch zu gering; er mußte das Volk erst zu dem schweren 
Kampfe tüchtig machen. Daher schloß er zunächst einen neunjährigen 
Waffenstillstand mit den Ungarn, bei welchem er sich freilich zu einem 
jährlichen Zins an die Feinde verstehen mußte. Allein nun hatte er 
doch fürs erste Ruhe vor ihren Einfällen. Und diese Zeit der Ruhe 
benutzte er aufs beste. 
Es fehlte damals in Deutschland noch an festen Plätzen. Die Orte 
lagen offen da, ohne Mauern, ohne Gräben; niemand konnte beim Ein— 
dringen der Feinde seine Habe in Sicherheit bringen. Daher legte Heinrich 
jetzt befestigte Städte an; man nannte sie Burgen und ihre Bewohner 
Bürger. Aber es hielt schwer, Leute zu finden, die in diesen Städten 
wohnen mochten. Denn die Deutschen liebten von alters her das Wohnen 
auf dem Lande und sagten: „Sollen wir uns ins Gefängnis setzen? Die 
Städte mit ihren engen Mauern sind nichts anderes als Gefängnisse.“ 
Da befahl Heinrich, die Leute sollten losen und je der neunte Mann vom 
Lande in die Stadt ziehen. In der Stadt aber wurde ein Teil des 
Ertrages der Felder in Vorratskammern aufbewahrt und dem Landmanne 
in Kriegszeiten eine sichere Zuflucht gewährt. Allmählich blühten diese 
Städte empor. Die Bürger, welche im Kriege die Waffen zu führen
	        
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