—
116 —
und mache deinen Frieden mit ihm, auf daß du ihn hinfort zum Freunde
habest; denn wahrlich, er wird ein König und Herr vieler Völker sein.“
Eberhard und die Großen gelobten unter Thränen, den letzten Willen
des Königs zu erfüllen und sich vor dem Sachsenherzog, der sich als
Feind des Königs und der Franken erwiesen hatte, zu beugen. Kaum
war Konrad tot, so brachte Eberhard die Reichskleinodien zu Heinrich
und veranstaltete eine Versammlung zu Fritzlar, wo dieser von den
Sachsen und Franken zum König erwählt wurde.
So vergaß Konrad auf seinem Sterbelager in edler Sorge für das
Wohl des Vaterlandes hochherzig das Wohl seiner Familie. Er unter—
drückte die bitteren Gefühle seines Herzens und bestimmte seinen Feind
statt seines Bruders zu seinem Nachfolger, weil er überzeugt war, daß
Heinrichs Macht und Tugenden Deutschlands Einheit und Größe begründen
würden. Daher Ehre seinem Namen! Nach H. W. Stoll.
101. Heinrich J.
Heinrich L.. mit dem die Reihe der Kaiser aus dem Stamme der
Sachsen beginnt, war ein gar trefflicher Herrscher. Um die äußeren Feinde
des Reiches, vor allem die schrecklichen Ungarn zu bekämpfen, war Heinrichs
Macht anfänglich noch zu gering; er mußte das Volk erst zu dem schweren
Kampfe tüchtig machen. Daher schloß er zunächst einen neunjährigen
Waffenstillstand mit den Ungarn, bei welchem er sich freilich zu einem
jährlichen Zins an die Feinde verstehen mußte. Allein nun hatte er
doch fürs erste Ruhe vor ihren Einfällen. Und diese Zeit der Ruhe
benutzte er aufs beste.
Es fehlte damals in Deutschland noch an festen Plätzen. Die Orte
lagen offen da, ohne Mauern, ohne Gräben; niemand konnte beim Ein—
dringen der Feinde seine Habe in Sicherheit bringen. Daher legte Heinrich
jetzt befestigte Städte an; man nannte sie Burgen und ihre Bewohner
Bürger. Aber es hielt schwer, Leute zu finden, die in diesen Städten
wohnen mochten. Denn die Deutschen liebten von alters her das Wohnen
auf dem Lande und sagten: „Sollen wir uns ins Gefängnis setzen? Die
Städte mit ihren engen Mauern sind nichts anderes als Gefängnisse.“
Da befahl Heinrich, die Leute sollten losen und je der neunte Mann vom
Lande in die Stadt ziehen. In der Stadt aber wurde ein Teil des
Ertrages der Felder in Vorratskammern aufbewahrt und dem Landmanne
in Kriegszeiten eine sichere Zuflucht gewährt. Allmählich blühten diese
Städte empor. Die Bürger, welche im Kriege die Waffen zu führen