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Jur neunten Wearveilnng.
^ie von den Begründern dieses weitverbreiteten Lesebuches in der Vorrede zur
ersten Ausgabe desselben schon vor zwei Decennien ausgesprochenen und bei der
Bearbeitung sämmtlicher Auftagen streng befolgten Ansichten über die Ein¬
richtung eines guten Lchnllefebuches werden jetzt von fast allen namhaften
Pädagogen als richtige anerkannt und stimmen in aiien Hauptpunkten mit den
Anforderungen überein, welche nach den ministeriellen Bestimmungen
vom 15. October 1872 an die neu einzuführenden Lesebücher gestellt werden.—
Deshalb konnte auch nach dem Erscheinen dieser Verordnungen an der alt¬
bewährten Einrichtung dieses Huches bei der Hearbeitung der nothwendig
gewordenen neuen Auftagen festgehalten werden. — Leider hat keiner der
Hegründer des Huches diese Genugthuung mehr erlebt, da auch der letzte der
hochverdienten Hrüder Seltzsam kurze Zeit nach dem Erscheinen der 7. Auflage
durch den Tod abgerufen worden ist.
Die Hearbeitung der achten und der vorliegenden neuen Ausgabe aber
wurde bereitwilligst von einem Manne übernommen, der den Verstorbenen nicht
nur als langjähriger Freund und nächster College eng verbunden gewesen,
sondern auch an der Gestaltung der ersten Ausgabe des Huches nicht unwesentlich
mitgewirkt und dasselbe seit seinem Erscheinen durch unausgesetzten Gebrauch
in der Schule genau kennen gelernt und lieb gewonnen hat.
Abänderungen sind deshalb auch nur in den wenigen Füllen eingetreten,
wo solche nach dem überetnstimmenden Urtheile anerkannter Sachverständiger
und nach der Erfahrung des Hearbeiters unabweislich gefordert schienen. —
Zunächst wurde durch Ausscheidung mehrerer Stücke, welche für die Fassungs-
lrraft der Schüler dieser Stufe zu schwierig sich erwiesen hatten, oder die sich
ganz entbehrlich zeigten, weil solche ähnlichen Inhaltes sich in fast zu reichlicher
Anzahl in dem Huche vorfanden, Raum gewonnen, in der 1. Abtheilung die
Zahl der Märchen, deutschen Sagen, Fabeln, Sprichwörter, Volks¬
lieder, in der zweiten Abtheilung aber die solcher Stücke, welche Hilder aus
dem Ratur-, insbesondere dem Thier leben, der Geographie und der
Geschichte unseres deutschen Vaterlandes in gefälliger Form bieten,
in gewünschter Weise zu vermehren. Auszerdem ist die letztere Abtheilung
auch noch durch eine Reihe von Musterstücken in Prosa und Poesie, welche die
ruhmreichen Thaten des deutschen Volkes in den letzten Kriegen
feiern, nicht unerheblich erweitert worden.
Der Herausgeber hofft, dafz das Huch nicht bloß der Sprache, fondern auch
dem Inhalte nach ein deutsches Lesebuch genannt zu werden verdient.
Die für die Anfchaunng in Len Tert verwebten Abbildungen haben
sich als ein so willkommenes Förderungsmittel bewährt, Last auch die vorliegende
Ausgabe in dieser Heziehung noch eine Erweiterung erfahren hat.
Möchten die getroffenen Aenderungen sich auch als wirkliche Verbesserungen
bewähren und dem Huche die Anerkennung erhalten, deren es sich feit feinem
Erscheinen in hohem Grade zu erfreuen hatte.
Hreslau, am 13. März 1876.
Der Herausgeber.