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Anno 1681 den 21. September ist königliche Majestät in Frankreich zum
erstenmal samt seiner Gemahlin und seinem Sohne, dem Dauphin, und
samt seinen Generalen und vielen vornehmen Herren und Frauenzimmern
mit vielen Kutschen und vornehmer Reiterei hereingekommen in Kolmar. Es
ist sein Reisemarsch aus Frankreich gewesen, seine Städte zu besuchen, die er
bekommen hat. Zum ersten auf Schlettstadt, ist über Nacht da geblieben.
Von Schlettstadt auf Breisach, von Breisach auf Freiburg, von Freiburg auf
Ensisheim, von Ensisheim nach Hüningen, danach wieder auf Eusisheim und
von Ensisheim hier auf Kolmar. Und ist über Nacht geblieben auf dem
Wagkeller samt seinen vornehmen Begleitern. Und sind dazumal zwei
Regimenter zu Fuß hier gelegen, aber sie waren bald nach dem König
hinweg.
Von Kolmar ist der König auf Straßburg gezogen und hat sich samt
seinen vornehmen Leuten etliche Tage in Straßburg aufgehalten, daß er alles
hat können besehen. Die Stadt Straßburg hat sich schlecht gehalten, der
König in Frankreich hat nicht einen Mann davor verloren, sie haben nicht
einen Schuß getan, ist ihnen ein großer Spott im ganzen römischen Reiche.
Man hat ihnen auch viel Stück genommen und das Gewehr von den Bürgern,
und sind viele französische Soldaten darein gelegt worden. Von Straßburg
ist der König samt seinen vornehmen Leuten wiederum in Frankreich gereist.
Man hat hier etlichemal gejagt, und ist nach Straßburg etlichemal Wildbret
geschickt worden dem General, der in der Stadt gelegen ist. Die guten
Straßburger haben's nicht gemeint, daß es ihnen so werde gehen; es heißt
wohl im Sprichwort: Trau, schau, wem?
9. Die Türken vor Wien. 1683.
Theatrum Europaeum XU. 511 ff. Der Polenkönig Johann Sobieski schrieb am
13. Sept. aus dem eroberten Türkenlager an feine Gemahlin:
Unser Herr und Gott sei hochgelobt in Ewigkeit, der unserer Nation
einen solchen Sieg und Ruhm verliehen, dergleichen in ewigen Zeiten nie-
mals erhöret worden. Das ganze feindliche Lager samt der Artillerie und
einem unschätzbaren Reichtume ist in unsere Hände kommen, und der Feind,
mit dessen Leichen die Laufgräben, das Lager und offene Felder bedeckt sind,
nunmehr in völliger Verwirrung auf der Flucht begriffen. Die Kamele und
Maultiere, Rinder und Schafe, so der Feind an der Seite des Lagers bei-
sammen gehabt, wurden heute von den Unsrigen in Besitz genommen, und
mit ihnen wurden die gefangenen Türken herdenweise fortgetrieben. Es
finden sich auch solche, so zu uns vom Feinde übergehen und sich freiwillig
ergeben, die wohl beritten und prächtig mit Kleidern angetan sind. Dieses
hat einen so fremden und fast über alle Möglichkeit zu sein scheinenden An¬
blick gegeben, daß dem gemeinen Manne in der Stadt ein Schrecken an-
gekommen und die Unsrigen im Lager an ein Wunder geglaubt haben, weil
sie sich nichts anders haben einbilden können, als der Feind hätte sich wieder
gesammelt und käme wieder zurück.
Was der Feind nur allein an Pulver und Munition verlassen, stehet
für eine Million nicht zu bezahlen. Unser Troß hat unüberlegterweise an
etlichen Orten das Pulver angesteckt, das erschrecklich anzuhören gewesen, je-
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