113. Hermann.
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sind, mit wilden Enten und Gänsen, mit Reihern, Kranichen, Kiebitzen
und Krähen und vor allen Dingen mit Möwen. Außerdem erhöhen
den Genuß der schönen Bilder-
gallerie zwischen Linz und Wien
noch herrlich gelegene Dörfer,
Klöster und Schlösser, welche an
der Donau und auf deren Inseln
und Auen aus den Gebüschen wie
aus einem Versteck hervorsehen.
Der Rhein entbehrt in seiner
schönen und so oft mit diesem
Donaustücke verglichenen Partie
von Mainz bis Bonn ganz jener wilden Insel- und Auansichten.
Viele setzen ihn darum um so höher; aber ich muß sagen, mir schien
die Donau in diesen wilden Scenen nur noch einen Reiz mehr zu
haben. Diese Schlösser im Schilf versteckt, diese.Jnseln, nur hier und
da von einem einsamen Fischer bewohnt, diese vielgespaltenen Flußadern,
die sich ganz in Wildnis zu verlieren und zu verirren scheinen und doch
nach einiger Zeit wieder aus den Wäldern klar und unversehrt her-
vorkonlmen, um sich mit dem großen Strome zu verbinden, — bilden
einen Reiz, dessen der Rhein entbehrt, wo man alles mehr an den
Ufern, im Flusse weniger suchen darf. Am Rhein ist die Kultur
mächtiger, fast zu mächtig, au der Donau ist die Natur wilder, fast
ZU Wild. I. A. Kohl.
113. (117.) Hermann.
Du liebes Kind, hast du schon gehört von den bärtigen Russen,
von den lustigen Franzosen und reichen Engländern? Das sind große,
mächtige Völker. Ich weiß noch ein anderes großes Volk. Das ist ein
liebes, theures, werthes Volk. Dein Vater liebt es, deine Mutter liebt
es, dein Großvater und Urgroßvater haben es schon geliebt. — Nun
höre, was dir davon ein römischer Mann erzählt, der es schon vor
2000 Jahren kannte.
Es war ein großer Kaiser, der hieß Augustus. Der hatte ein
großes Reich, das römische genannt. Nicht weit davon lag ein selt¬
sames Land. Da gab es ungeheure Wälder mit Bären und Wölfen.
Wilde Bäche kamen herab von den Bergen, und breite Ströme flössen
Fksrbuch der Drüder Sklhlam. II. 12