135. Die Schlacht bei Leuthen am 5. Dezember 1757.
wärts, griffen mit dem Bajonnett an und warfen den feindlichen linken
Flügel. Siegesfreude strahlte auf des Königs Angesicht; im Sieges¬
marsch ging's auf die feindliche Mitte los. Sie war durch das stark
besetzte Dorf Leuthen gedeckt. Aus dessen Häusern und von den Mauern
her knatterte ein heftiges Gewehrfeuer den Preußen entgegen; vom
Kirchhof her donnerte schweres Geschütz. Das Dorf ward genommen,
doch nur nach blutigem Kampfe.
Aber hinter dem Dorfe stand nun der Feind in dichten Massen
ulld schmetterte mit Kanonen drein. Furchtbar wüten die preußischen
Brummer iu seinen Reihen; doch er wankt nicht; die Schlacht steht.
Der König blickt sorgenvoll in das Schlachtgewühl. Er sendet von frischen
Truppen, was er noch hat; drauf geht's mit dem Bajounett. Doch die
Schlacht steht, — und der Tag sinkt. In sorgenvoller Unruhe jagt der
König vor die Front, zurück auf feilte Höh'. Es ist bereits 6 Uhr.
Da saust über das Feld ein österreichischer Reitersturm. Er will den
Unsern in die linke Flanke fallen, den Sieg an sich zu reißen. Doch
sieh, hinter der Hochebene, welche sie verbarg, stürzen drei preußische
Reitergeschwader hervor. Da bricht der stolze Mut der Feinde; zurück¬
geschleudert, flieht die österreichische Reiterschar; die Preußen setzen ihr
nach. Das feindliche Fußvolk macht Kehrt und schleudert von sich
das glühende Gewehr. „Maria und Joseph! Rette sich, wer kann!"
so erscholl es, und in wilder Unordnung flieht die ganze österreichische
Armee und läßt zahlreiche Gefangene zurück.
Der Lärm der Schlacht war verklungen. Still und ernst schritt
ein jeder einher. Der kalte Nachtwind strich schaurig über die Felder,
die vom Aechzen und Wimmern der Verwundeten erfüllt waren.
Da stimmt ein Soldat das Lied an: „Nun danket alle Gott!"
und alle, die auf dem Schlachtfelde lagern, auch die Verwundeten
stimmen in den Gesang ein.
Ziethen verfolgte am nächsten Tage den Feind rastlos, so daß von
der gewaltigen österreichischen Armee nnr 37,000 Mann die böhmischen
Grenzen betraten. Der König aber nahm noch vor Weihnachten Breslau
mit reichen Vorrüthen und gefüllter Kriegskasse, und bis aufSchweidnitz
war am Ende des Jahres ganz Schlesien von den Feinden geräumt.
Das Volk aber sang:
„Es lebe durch des Höchsten Gnade
Der König, der uns schützen kann,
So schlägt er mit der Wachtparade
Noch einmal 80,000 Mann!"