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Hause gewiß recht betrübt war. Sie fiel ihrer Mutter um den Hals
und bedankte sich herzlich für die vielen schönen Sachen, die sie
bekommen hatte. Dann sagte sie: ,,Liebe Mutter, Minchen war
neulich so traurig, weil ihr Vater so arm ist und nichts zu Weih¬
nachten schenken kann; darf ich ihr wohl von meinen Geschenken
etwas hinübertragen?“
6. „Gern, recht von Herzen gern erlaube ich es dir“, sagte die
Mutter und küßte das gute Kind. „Such’ dir aus, was du willst,
und schenk’ es Minchen!“
7. Da nahm Karoline ein wunderhübsches Kleidchen und eine
niedliche Mütze, legte beides in einen Korb, tat noch Nüsse, Äpfel
und Honigkuchen dazu und trug es selber zu Minchen hin. Ach,
da hättet ihr die Freude sehen sollen, die Minchen hatte! Sie war
ganz unbeschreiblich. Karoline aber ging fröhlichen Herzens nach
Hause und war noch nie so glücklich gewesen wie heute.
Crüwellsches Lesebuch für Unterklassen.
18. Das Christkind.
1. Die Nacht vor dem heiligen Abend,
da liegen die Kinder im Traum;
sie träumen von schönen Sachen
und von dem Weihnachtsbaum.
2. Und während sie schlafen und träumen,
wird es am Himmel klar,
und durch den Himmel fliegen
drei Engel wunderbar.
3. Sie tragen ein holdes Kindlein,
das ist der Heilige Christ;
es ist so fromm und freundlich,
wie keines auf Erden ist.
4. Und wie es durch den Himmel
still über die Häuser fliegt,
schaut es in jedes Bettchen,
wo nur ein Kindlein liegt.