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108. Frühlingslied.
\* 2)te Cuft ist blau, das Tal ist grün,
die kleinen Maienglocken blüh'n
und Schlüsselblumen drunter.
Der Miesengrund
ist schon so bunt
und malt sich täglich bunter.
2. Drum komme, wem der Mai gefällt,
und freue sich der schönen Melt
und Gottes Vatergüte,
die diese Pracht
hervorgebracht,
den Baum und seine Blüte! Ludwig r?öity.
109. Das Bienchen im Frühling.
1. ©ä war Frühling geworden. Die Sonne hatte beii Schnee von
den Feldern weggeschienen. Die grünen Grasspitzen kamen zwischen den
welken Halmen hervor. Die Knospen der Bäume brachen mlf. Da er¬
wachten die Bienchen aus dem Winterschlafe. Sie schlüpften heraus ans
bem Bienenkörbe, putzten ihre Flügel ab und versuchten wieder zu fliegen.
Sie. kamen zum Apfelbaum und fragten: „Hast du nichts zil essen für
uns hungrige Bienchen?" Der Apfelbaum sagte: „Nein, ihr kommt zu
früh zu mir; meine Blüten stecken noch in der Knospe, und sonst habe
ich nichts. Geht hin zur Kirsche!"
2. Da flvgen sie zum Kirschbaum und sagten: „Lieber Kirschbaum,
hast du keine Blüten für uns hungrige Bienchen?" Der Kirschbaum ant¬
wortete: „Kommt morgen wieder! Heute sind alle meine Blüten noch zu¬
geschlossen. Wenn sie offen sind, sollt ihr willkommen sein."
3. Da wollten sie schon traurig und hungrig nach Hause zurück¬
kehren, als sie ein dunkelblaues Blümchen an der Hecke stehen sahen. Es
war das Veilchen. Das wartete ganz bescheiden, bis die Bienchen kamen.
Dann aber öffnete es ihnen seinen Kelch; der war voll Wohlgeruch und
voll Süßigkeit, und die Bienen sättigten sich und brachten noch Honig
mit nach Hause. Wilhelm Curtman.