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völlig, wie schön alles ringsumher stand, wie warm die Sonne
schien, und wie prächtig weiß ihre Blätter aussahen. Ach, sie konnte
nur an den gefangenen Vogel denken, für den sie gar nichts tun konnte.
5. Zu derselben Zeit kamen zwei kleine Knaben aus dem Garten;
der eine von ihnen trug ein Messer in den Händen, groß und scharf
wie das, welches das Mädchen hatte, um die Tulpen abzuschneiden.
Sie gingen gerade auf die kleine Gänseblume zu, die gar nicht be¬
greifen konnte, was sie wollten. „Hier können wir ein herrliches
Rasenstück für die Lerche ausschneiden!" sagte der eine Knabe und
begann dann, um die Gänseblume herum ein Viereck zu schneiden,
so daß sie mitten in dem Rasenstück zu stehen kam. „Reiße die
Blume ab!" sagte der andere Knabe, und das Gänseblümchen zitterte
vor Angst, denn abgerissen zu werden, hieß ja das Leben verlieren.
Und nun wollte es so gern leben, da es mit dem Rasenstücke zu der
gefangenen Lerche in den Käfig sollte. —- „Nein, laß sie sitzen!" sagte
der andere Knabe; „sie putzt so niedlich!" Und so blieb sie sitzen und
kam mit in den Bauer der Lerche.
6. Aber der arme Vogel klagte laut über seine verlorene Freiheit
und schlug mit den Flügeln gegen den Eisendraht im Käfig. Die
kleine Gänseblume konnte nicht sprechen, kein tröstendes Wort sagen,
so gern sie es auch wollte. So verging der ganze Vormittag. „Hier
ist kein Wasser!" sagte die gefangene Lerche. „Sie sind alle aus¬
gegangen und haben vergessen, mir einen Tropfen zu trinken zu geben.
Mein Hals ist trocken und brennend! Es ist Feuer und Eis in mir,
und die Luft ist so schwer! Ach ich muß sterben, muß scheiden
von dem warmen Sonnenschein, vom frischen Grün, von all der
Herrlichkeit, die Gott geschaffen!" Und dann bohrte sie ihren Schnabel
in das kühle Rasenstück, um sich dadurch ein wenig erfrischen.
Da fielen ihre Augen aus das Gänseblümchen, und sie nieste ihm zu,
küßte es mit dem Schnabel und sagte; „Du mußt hier drinnen auch
vertrocknen, du arme, kleine Blume! Dich und den kleinen Flecken
grünen Grases hat man mir für die ganze Welt gegeben, die ich
draußen hatte! Jeder kleine Grashalm soll mir ein grüner Baum,
jedes deiner weißen Blätter eine duftende Blume sein! Ach, ihr
erzählt mir nur, wieviel ich verloren habe!" —- „Wer ihn doch trösten
könnte!" dachte die Gänseblume; aber sie konnte kein Blatt bewegen.
Doch der Dust, der den feinen Blättern entströmte, war weit stärker,
als man ihn sonst bei dieser Blume findet. Das bemerkte der Vogel