Full text: (Für das 5. - 8. Hilfsschuljahr) (Teil 3, [Schülerbd.])

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völlig, wie schön alles ringsumher stand, wie warm die Sonne 
schien, und wie prächtig weiß ihre Blätter aussahen. Ach, sie konnte 
nur an den gefangenen Vogel denken, für den sie gar nichts tun konnte. 
5. Zu derselben Zeit kamen zwei kleine Knaben aus dem Garten; 
der eine von ihnen trug ein Messer in den Händen, groß und scharf 
wie das, welches das Mädchen hatte, um die Tulpen abzuschneiden. 
Sie gingen gerade auf die kleine Gänseblume zu, die gar nicht be¬ 
greifen konnte, was sie wollten. „Hier können wir ein herrliches 
Rasenstück für die Lerche ausschneiden!" sagte der eine Knabe und 
begann dann, um die Gänseblume herum ein Viereck zu schneiden, 
so daß sie mitten in dem Rasenstück zu stehen kam. „Reiße die 
Blume ab!" sagte der andere Knabe, und das Gänseblümchen zitterte 
vor Angst, denn abgerissen zu werden, hieß ja das Leben verlieren. 
Und nun wollte es so gern leben, da es mit dem Rasenstücke zu der 
gefangenen Lerche in den Käfig sollte. —- „Nein, laß sie sitzen!" sagte 
der andere Knabe; „sie putzt so niedlich!" Und so blieb sie sitzen und 
kam mit in den Bauer der Lerche. 
6. Aber der arme Vogel klagte laut über seine verlorene Freiheit 
und schlug mit den Flügeln gegen den Eisendraht im Käfig. Die 
kleine Gänseblume konnte nicht sprechen, kein tröstendes Wort sagen, 
so gern sie es auch wollte. So verging der ganze Vormittag. „Hier 
ist kein Wasser!" sagte die gefangene Lerche. „Sie sind alle aus¬ 
gegangen und haben vergessen, mir einen Tropfen zu trinken zu geben. 
Mein Hals ist trocken und brennend! Es ist Feuer und Eis in mir, 
und die Luft ist so schwer! Ach ich muß sterben, muß scheiden 
von dem warmen Sonnenschein, vom frischen Grün, von all der 
Herrlichkeit, die Gott geschaffen!" Und dann bohrte sie ihren Schnabel 
in das kühle Rasenstück, um sich dadurch ein wenig erfrischen. 
Da fielen ihre Augen aus das Gänseblümchen, und sie nieste ihm zu, 
küßte es mit dem Schnabel und sagte; „Du mußt hier drinnen auch 
vertrocknen, du arme, kleine Blume! Dich und den kleinen Flecken 
grünen Grases hat man mir für die ganze Welt gegeben, die ich 
draußen hatte! Jeder kleine Grashalm soll mir ein grüner Baum, 
jedes deiner weißen Blätter eine duftende Blume sein! Ach, ihr 
erzählt mir nur, wieviel ich verloren habe!" —- „Wer ihn doch trösten 
könnte!" dachte die Gänseblume; aber sie konnte kein Blatt bewegen. 
Doch der Dust, der den feinen Blättern entströmte, war weit stärker, 
als man ihn sonst bei dieser Blume findet. Das bemerkte der Vogel
	        
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