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mit einer Kette sestgeschlossen. Der Knecht hat ihm das schwere Geschirr
abgenommen und nur eine leichte Halfter um den Hals gelegt. Am Erd¬
boden liegt frisches Stroh; darauf legt es sich in der Nacht und schläft.
In seiner Krippe findet es Häcksel und in der Raufe ein Heubündel.
Davon langt sich das Pferd so viel herunter, als es fressen mag. Manch¬
mal bekommen die Pferde auch etwas Besferes als Häcksel, nämlich Hafer
und gestoßene Maiskörner.
Die Pferdeknechte sind immer bei den Pferden. Sie geben den
Pferden Futter und Wasser, putzen sie mit Striegel und Bürste und
schwärzen ihre Hufe. Die Pferdeknechte schlafen sogar bei den Pferden.
Ihr Bett steht in einer kleinen Kammer, die in den Pferdestall hinein¬
gebaut worden ist. Sie müssen auch in der Nacht in der Nähe der
Pferde sein, denn manchmal reißen sich die Tiere los oder werden krank.
Dann sind die Knechte sofort bei ihnen und helfen ihnen.
Wenn ein Pferd krank geworden ist, dann darf es nicht mehr bei
den gesunden Kameraden bleiben. Dann wird es in den Krankenstall
geführt. Dort wohnen nur kranke Pferde. Sie stehen still und traurig
und lassen die Köpfe hängen. Sie können nicht sagen, was ihnen fehlt
und wo sie Schmerzen haben. Die Knechte haben ihnen wollene Decken
umgebunden und geben ihnen Medizin, damit sie wieder gesund werden.
Sie haben ihnen auch gutes Futter in die Krippe getan und ein dickes
Strohlager zurecht gemacht, damit sie weich und warm liegen, wenn sie
schlafen wollen. Die kranken Pferde brauchen die schweren Wagen nicht
zu ziehen. Sie sollen sich ausruhen und sich schonen. Jeden Tag wer¬
den sie auf dem Platz vor dem Stalle herumgeführt. Am Morgen kommt
der Tierarzt und untersucht sie, ob sie gesund werden oder ob sich die
Krankheit verschlimmert hat. Sind die Pferde aber wieder gesund ge¬
worden, dann werden sie auf eine Wiese geführt, wo sie frei umher¬
laufen und das frische, saftige Gras fressen können. Auf der Weide
werden sie bald wieder mutig und stark. Dann lassen sie den Kopf
nicht mehr hängen, sondern springen lustig umher und wiehern vor
Freude. Sie freuen sich darauf, daß sie nun wieder zu ihren gesunden
Kameraden kommen.
39. Der Menschenauflauf.
Was sah ich heute morgen, als ich durch die Königstraße ging?
Einen Menschenauflauf. Die elektrischen Bahnen hielten in langer Reihe