Lorenzen: Sparsamkeit. Breidenstein: Empfehlungsbriefe. 117
Als dann eines Tages die Mutter zehn Mark gespart hatte,
sagte sie: „Heute nachmittag bringe ich das Geld fort. Du kannst
mitkommen." Die Mutter wickelte ein blaues Buch in Papier,
und dann gingen sie nach einem großen Haus. Vor den Fenstern
waren dicke eiserne Stangen. Und als sie dann hineinkamen, saßen
da viele Männer und schrieben in dicken Büchern. Es waren aber
noch andere Leute da. Alle wollten Geld bringen. Es ging immer
nach der Reihe. Endlich kam die Mutter dran. Sie legte das Geld
auf den Tisch und das Buch danebell. Der Mann gab ihr nachher
das Büchlein wieder; aber das Geld legte er in einen tasten. Und
dann gingen sie wieder.
„Mutter, gehört dem Onkel nun das Geld?"
„Rein," sagte sie, „er tut's nur in einen eisernen Schrank
und bewahrt es nur auf."
„Kriegst du es denn nicht wieder?" „Ja, wenn ich's haben
will. Du weißt doch, als unser Vater einmal den schlimmen Fuß
hatte und fünf Wochen nicht in's Geschäft gehen konnte, da habe
ich mir Geld aus der Sparkasse geholt. Da konnte ich euch doch
jeden Tag Essen auf den Tisch sehen." Ernst Lorenzen.
88. Empfehlungsbriefe.
Ein Herr suchte einen jungen Burschen, der ihn in seinem
Geschäfte unterstützen sollte, und nahezu fünfzig bewarben sich
um die Stelle. Von der ganzen Zahl wählte er in kurzer Zeit einen
aus und schickte alle übrigen hinweg.
„Ich möchte wissen," sagte sein Freund, „aus welchem Grunde
du gerade jenen Burschen auswähltest. Er hatte nicht eine einzige
Empfehlung vorzuzeigen."
„Du bist im Irrtum," sagte der Herr, „er hatte deren sehr
viele.
Er putzte seine Füße ab, als er hereinkam, und schloß die Tür
hinter sich. Das zeigt, daß er sauber und ordentlich ist.
Er überließ augenblicklich seinen Sitz jenem alten, lahmen
Mann, und das zeigt, daß er artig und besorgt ist.
Er nahm seine Kappe ab, als er hereinkam und beantwortete
meine Fragen rasch und ehrerbietig, und das zeigt, daß er höflich ist.
Er hob das Buch auf, welches ich absichtlich auf den Fußboden
gelegt hatte, und stellte es auf das Bücherbrett, während alle anderen